Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Italien - Spanischer Rat, von Josef Karl Mayr

Napoleonisches Archiv — Lombardo-venezianisches Generalgouvernement. 77 mit sich nach Italien genommen hatte. Sie sind noch 1816 an die nunmehr österreichische Kanzlei dieses Ordens abgegeben worden,1 nicht aber die übrigen mit dem Archiv des italienischen Außenministeriums (erste Divi­sion) aus Paris nach Wien gebrachten einschlägigen Akten (fünftes De­partement). 1851 hat die alte Registratur diese Bestände an das StA. abgegeben (Filiale B). Klinkowström hat sie damals in eine vorwiegend chronologi­sche Ordnung gebracht, ohne die Departementseinteilung und die Prove­nienz näher zu beachten. Daraus erklärt sich die Verworrenheit seiner Gliederung. In den Sechzigerjahren hat Meiller einzelne die Cisalpinische Republik betreffende Reichsakten dem Napoleonischen Archiv eingefügt. Daß es im StA. nicht am Platze sei, hat Arneth schon 1868 erkannt. Er war damals und noch 1894 bereit, es an Italien abzugeben. Da aber der Preis, den er dafür verlangte — die Abgabe der Istrien und Dalmatien be­treffenden altvenezianischen Akten (fast 600 Bünde) —, der italienischen Archivverwaltung zu hoch erschien, unterblieb die Abgabe. Im Zusammen­hang mit diesen Auslieferungsplänen hat Schiitter auf der Grundlage der Klinkowströmschen Einteilung ein ausführliches Bestandverzeichnis ver­faßt. 1914 hat Mayr das Napoleonische Archiv einer näheren Untersuchung unterzogen und seine Bestandteile in einer besonderen Ausarbeitung klar­gelegt. 1919 und später ist das ganze Archiv samt den in das Archiv der Kanzlei des Eisernen Kronenordens geratenen Teilen an Italien ausgeliefert worden. Mit ihm auch ein im Archiv der Gesandtschaft Neapel aufgefun­denes gleichartiges Aktenheft.1 2 Lombardo'venezianisches Generalgouvernement. Das Archiv des Lombardo-venezianischen Generalgouvernements um­faßte die Archive des Vizekönigs (1815—1848), der Generalgouverneure (1848—1859) und der Mailänder Statthalterei (1853—-1858). Es zeigt von der Wertschätzung, deren sich das StA. bei Graf Rechberg erfreute, daß diese aus Laibach nach Wien gebrachten Archive über dessen Auftrag noch 1859 dem StA. (Filiale B) zur Verwahrung übergeben worden sind. Ein kleiner Nachtrag ist 1860 hinzugekommen. Verwaltet wurden sie zu­nächst von Firnhaber, Thomayr und Meiller, später von Winter und Kra- tochvil. 1869 hat Italien die Auslieferung dieser Archive angeregt, ist aber damit nicht durchgedrungen. Ebensowenig 1882, wiewohl es nun sein Begehren auf die administrativen Bestände beschränkte. Erst nach dem Ende der Monarchie ist es zur Auslieferung gekommen. 1919 wurden an Italien ausgeliefert: das Archiv der geheimen Sektion der Präsidialkanzlei des Vizekönigs Erzherzog Rainer 1815—1848 (108 Bünde und Bände), die Archive der Generalgouverneure Radetzky und Erzherzog Ferdinand Max 1848—1859 (341 Bünde und Bände) und die Präsidialakten der lombardi­1 Vgl. Bd. II S. 307. 2 AB. 443 (Klinkowström), 444 (Schütter und Mayr). — Über das Napoleonische Archiv in seiner gegenwärtigen Gliederung vgl. P. Pedrotti, La prima repubblica Italiana in un carteggio diplomatico inedito (Rom 1937), Vorrede VII f.

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