Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Bibliotheken des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, von Wilhelm Kraus

schon in diese Neuaufstellung miteinbezogen. Die Bücher dieser Provenienz tragen am Titelblatt den handschriftlichen Vermerk: Deila Cancelleria d’Italia. Auf diese Arbeit geht nun der erste Signaturzettel in rosa Farbe am Innendeckel der Bücher zurück, der aufscheint, wenn man eine zweite Decketikette von ihm ablöst: er trägt auch tatsächlich die im 4. Punkt oben bezeichnete dreiteilige Signatur. Schiel, von dem auch ein Teil eines in der Ministerialbibliothek vor­handenen Zettelkataloges (AB. 543 b/2, s. I 270) gemäß Punkt 2 seines Arbeitsprogrammes herrühren dürfte, war Bibliothekar bis zu seinem Aus­scheiden aus dem Amt im Jahre 1849, die letzte Zeit natürlich nur mehr dem Namen nach, da er in anderer Verwendung stand.1 Er erhielt noch nach Jahren ein ehrendes Zeugnis über seine Tätigkeit als Bibliothekar, „da er als solcher die hierortige Ministerialbibliothek vollständig katalogi­sierte und in mustergültiger Weise erhielt, sowie alle auf die Bibliothek bezughabenden Geschäfte zur vollen Zufriedenheit des Ministeriums be­sorgte“.2 Am 1. Jan. 1849 trat die Bibliotheksverwaltung ein Beamter des StA. an, Friedrich Firnhaber, der auch die Amtsbibliothek seines Archivs zu ver­walten hatte. Er hatte zunächst die Aufgabe, die Amtsbibliothek der Staats­kanzlei und die Metternichsche Privatbibliothek zu trennen und diese den Beauftragten des Fürsten zu übergeben. Firnhaber hatte zur Führung der Verwaltung eine „Punktation“ vom 6. Nov. 1849 erhalten, der ein vom Unterstaatssekretär Freiherm von Werner selbst verfaßter und niederge­schriebener Instruktionsplan zugrunde lag.3 Beide haben weniger die biblio­thekstechnische Seite als besonders die Bestandspflege durch Anschaffun­gen zum Inhalt. Firnhaber, der in seinem ersten Verwaltungsbericht vom 1. Febr. 1850 immer die Zusammensetzung der Archivbibliothek vor Augen hat und einer Vermeidung von Doppelanschaffungen für beide Bibliotheken das Wort spricht, schlägt folgende Gebiete zur besonderen Pflege vor: Gesetzessammlungen des In- und Auslandes, Vertragssammlungen, Staats­und Verfassungsrecht, Hilfsbücher aus allen Gebieten des Rechtes, Litera­tur über Verträge, Memoiren großer Männer, Geschichtswerke der neueren Zeit, Flugschriften, Farbbücher und Aufbewahrung der vielen bezogenen, aber immer nach Gebrauch wieder vernichteten in- und ausländischen Zei­tungen, endlich die Vervollständigung der Kartensammlung. Etwa 200 Manuskripte dagegen sollten dem StA. überwiesen werden. Hierin liegt zwar schon ein großer Teil der Bestandszusammensetzung dieser Bibliothek skizziert vor, doch die Dotation dafür war lächerlich gering — 150 fl. vierteljährlich bekam Firnhaber in Vorschußraten wie sein Vor­gänger zu Anschaffungen ausbezahlt. Bei diesen war er aber an die Be­willigung des Ministeriums gebunden und auch sein Protest dagegen blieb ohne Erfolg. Von diesen 150 fl. waren auch die Zeitungen und der Buch­1 Er war mit einer Mission nach Frankfurt a. M. betraut und war auch nach Ungarn zur Beobachtung der Revolution entsandt worden. a Admin. Reg. F. 1, Dr. Schiel, Note an das Obersthofmeisteramt vom 24. Febr. 1866. s Die folgende Darstellung ist auf den Aktenbestand der Admin. Reg. F. 4, Bibliothek gestützt; Instruktionsplan und Punktation befinden sich noch in StK. Organ. B. 3, Bibliothek. 2. Die Bibliothek des k. u. k. Ministeriums des Äußern („Ministerialbibliothek“). 461

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