Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Bibliotheken des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, von Wilhelm Kraus

1. Die Bibliothek des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 457 plante auch, so wie Reinhart es vor 40 Jahren für den damaligen Bestand durchgeführt hatte, die Verarbeitung der in Sammelwerken und Zeitschrif­ten erschienenen Veröffentlichungen; dazu kam es jedoch nicht. Ferner wurden die Schematismen und Hofkalender verzeichnet (heute in AB. 451 a/6). Die Broschürensammlung aber blieb trotz Lorenz’ Beginn und Winters Absicht auch weiterhin unbearbeitet. Winter zählte am Ende seiner Neubearbeitung, durch die die alten Kataloge ungültig wurden, 4561 Werke in 10.570 Bänden. In diesem Zustand blieb die Bibliothek zunächst auch unter Winters Nachfolger in der Bibliotheksverwaltung, Arpad v. Györy. Beim Archiv­neubau wurde von vornherein auch auf Raum für die Bibliothek Bedacht genommen und in den Verwaltungstrakt ein dreigeschossiger Magazins­raum eingebaut.1 Dadurch erfuhr die Bibliothek eine letzte Veränderung. Es ließ sich aus dem Katalog Knechtls schließen, daß die Bibliothek da­mals nach Materiengruppen aufgestellt und signiert war, was dann bei Zu­wächsen, die den Raum sprengten, wiederholt zu Verschiebungen, Umstel­lungen und Signaturänderungen geführt hatte. Es ist nicht sicher zu sagen, ob Lorenz oder schon Fimhaber mit dieser Aufstellung gebrochen haben; ich vermute erst Lorenz, da Firnhaber selbst noch als Verwalter der Mini- sterialbibliothek die Aufstellung nach Materiengruppen befürwortete (s. unten S. 462). Winter ging in seinem Reformwerk bereits zu einer Auf­stellung nach der Größe der Bücher über und diese wurde auch die Grund­lage für die Neuaufstellung im Archivneubau; die Bücher wurden nach vier Größentypen, Folio, Quart, Oktav und Duodez, aufgestellt. Innerhalb dieser Größentypen wurden die Bücher in der bisherigen Reihenfolge be­lassen und durchlaufend numeriert. Die Bücher in Folioformat erhielten eine gelbe Etikette, die in Quart eine blaue, die in Oktav eine weiße und die in Duodez eine rote, jede Reihe von Nr. 1 beginnend; Zuwächse wurden einfach angereiht. Györy war bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst 1918 Bibliothekar im Archiv, im letzten Jahrzehnt unterstützt von Bitt­ner. Nach Györys Abgang übernahm Groß die Bibliothek, unterstützt von Wolkan, und nach dessen frühen Tod von Brunner bis zu dessen Abgang an die Universität. Die bibliothekstechnischen Arbeiten, Katalogisierung, Instandhaltung der Kataloge, Bearbeitung einzelner Gruppen, Ordnung und Aufsicht, führt seit 1926 Ph. von Wirth aus. So wurde von ihr die Karten­sammlung endgültig geordnet und inventarisiert,1 2 die von Lorenz ver- zeichnete Reformations-3 und Flugschriftensammlung4 überprüft und sig­niert, die schon seit Lorenz immer der Bearbeitung harrende Broschüren­sammlung sowie eine kleine Sammlung alter Dissertationen5 neu geordnet und verzeichnet.4 Da es sich erwies, daß kleine broschierte Druckveröffent­1 Die Bibliothek war vorher zum größeren Teil im Reichskanzleitrakt der Burg (siehe Plan Bd. I S. 126*, Tafel III, Räume VI G, VII F und VIIIE), zum kleineren Teil in den Filialen untergebracht. Über ihre Aufstellung unterrichten die alten AB. 4, 5, 10—13, 16, 17, 20—23 (siehe Bd. I S. 171 ff.). * AB. 543 d/1; ein Teil der Karten der Ministerialbibliothek wurde hier eingeordnet (siehe unten Abschnitt Ministerialbibliothek und J. K. Mayr, Geschichte der StK. im Zeit­alter des Fürsten Metternich S. 83). 3 AB. 543 c/1. 4 AB. 543 c/2 und 3. 5 AB. 543 c/4.

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