Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

308 Belgien. 4. Bistum Lüttich. Ein wichtiger Bestand innerhalb des Repertoriums DD Abteilung B ist die diplomatische Korrespondenz mit Lüttich, die Korrespondenz einerseits des Generalgouvernements mit dem Bistum, andererseits die des General­gouvernements mit den österreichischen Vertretern, bzw. den Agenten des Generalgouvernements in Lüttich. Die unmittelbare Nachbarschaft des österreichischen Besitzes zu dem Lütticher Gebiet und das Bestreben Frank­reichs, auf diesen in die Niederlande hineinragenden Keil, der die Nieder­lande in zwei Teile spaltete, Einfluß auszuüben, bedingte von Anfang an lebhafte diplomatische Beziehungen zu dem Bistum. Im spanischen Erb­folgestreit war es natürlich in das Kriegsgebiet einbezogen und hatte zeit­weise französische Besatzung in seinen Mauern, wurde dann aber wieder von den Verbündeten erobert. Die Verhandlungen zum Zwecke des Ausgleiches der zwischen Öster­reich und Lüttich schwebenden Differenzen setzten daher gleich zu Be­ginn des 18. Jahrhunderts ein und deren Akten stellen einen zwar unge­ordneten, aber immerhin verhältnismäßig geschlossenen Bestand (Fasz. 42 bis 50 b, 1701, bzw. 1714—1794) dar.1 Es finden sich darin Korresponden­zen des Generalgouvernements, vor allem des Staats- und Kriegssekretärs mit den Lütticher Behörden, mit den Vertretern des Bistums in Brüssel, Baron de Horion, Rameau, Grosberg, Dotrenge und mit dem österreichisch­niederländischen Vertreter in Lüttich Bastin, Originalschreiben des Bi­schofs an die Kaiserin Maria Theresia und eine Reihe von Denkschriften und Gutachten. Der Provenienz nach gehört dieser Bestand zwar nicht durchwegs, aber doch zum überwiegenden Teil dem Generalgouverne­ment an. Fasz. 50 b enthält nebst einer Korrespondenz mit dem früher erwähnten Agenten Bastin Schriftenwechsel des Bevollmächtigten Ministers Grafen Metternich mit dem Kreisdirektorialrat Kempis in Lüttich 1791, 1792.1 2 Fasz. 51a (1743—1763) und 51b (1771—1792) erweisen sich als zwei Betreffsfaszikel, beinhaltend die Wahl des Bischofs von Lüttich, die für Öster­reich von hoher politischer Bedeutung war.3 Wie es die Beschaffenheit einer Betreffserie mit sich bringt, finden sich auch hier Stücke mannigfacher Art, Korrespondenzen des Generalgouvernements, des Bevollmächtigten Ministers und des Staats- und Kriegssekretärs, Originalschreiben der Kaiserin an den Bevollmächtigten Minister und eine Reihe anderer Akten, die auf diesen Gegenstand Bezug nehmen. 1 Vgl. auch Korrespondenz des Prinzen von Savoyen mit Melchior Macanaz 1727, 1728 unten bei den Ausführungen über die Korrespondenz der Statthalter, S. 313 Anm. 3. 2 Das Reichskammergericht von Wetzlar hatte Österreich die Exekution gegen die aufständischen Lütticher übertragen; diese ergaben sich im Januar 1791. Vgl. auch unten die Ausführungen über die Korrespondenz der Bevollmächtigten Minister, S. 317. 3 Die Reihe der Bischöfe von Lüttich im 18. Jahrhundert war: Josef Clemens von Bayern 20. April 1694 bis 12. Nov. 1723; Georg Ludwig van Berghen 7. Febr. 1724 bis 4. Dez. 1743; Johann Theodor von Bayern 23. Jan. 1744 bis 27. Jan. 1763; Karl Nikolaus Alexander van Outremont 20. April 1763 bis 22. Okt. 1771; Franz Karl van Weibruck 16. Jan. 1772 bis 30. April 1784; Caesar Constantin van Hoensbroeck 20. Sept. 1784 bis 3. Juni 1792; Franz Anton van Méan 16. Aug. 1792—1801.

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