Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

IV. Rep. DD: C., Abt. B (Sonderreihe). 307 haben, das dem Frieden von Münster vom 30. Jan. 1648 zwischen Spanien und den Generalstaaten1 schnurgerade zuwiderlief und das Handelsvolk der Holländer in äußerste Erregung versetzte. Am 23. Aug. 1784 teilte der Bevollmächtigte Minister Graf Belgiojoso den in Brüssel versammelten hol­ländischen Kommissären mit, daß der Kaiser von der Stunde an die Schelde als gänzlich offen und frei ansehe, die Schiffahrt auf ihr aufzunehmen be­schlossen habe und Feindseligkeiten gegen seine Flagge einer Kriegs­erklärung gleich erachten würde. Für die Holländer bedeutete diese Mitteilung eine Lebensfrage, näm­lich die Alternative, ob von nun an ihre Stadt Amsterdam oder das öster­reichisch-niederländische Antwerpen als Handelsplatz von Bedeutung be­stehen werde. Sie waren entschlossen, mit Frankreichs Hilfe, dem die Macht Habsburgs in beängstigendem Maße zu steigen schien, den äußersten Widerstand zu leisten. Die Verbündeten konzentrierten Truppen am Nieder­rhein und an der Grenze Flanderns; zwei belgische Schiffe, die in die Schelde ausliefen, wurden von den Holländern beschossen (guerre de la marmite). Josef II. sah sich zum Nachgeben gezwungen und der Vertrag von Fontainebleau vom 8. Nov. 17851 2 bestätigte den Frieden von Münster und die alten Rechte der Generalstaaten.3 Archivalien über diese Ereignisse, Denkschriften, Noten 1781—1787, Akten über die Ende Oktober 1784 abgebrochenen Brüsseler Konferenzen, über den Abschluß der Pariser Präliminarien vom 20. Sept. 1785 und des Vertrages von Fontainebleau, Auszüge und Kopien von diplomatischen Korrespondenzen über diesen Gegenstand von März 1781 bis Januar 1787 sind in den Fasz. 35 a und 36 enthalten, Grenzberichtigungsakten 1791, 1792 in Verfolg des Vertrages von Fontainebleau in Fasz. 38 b. Akten des Generalgouvernements über Streitigkeiten mit Holland wegen Berneau (bei Visé) und über die Herrschaft Elsloo bei Maastricht, die Abtretung Eisloos an die Generalstaaten, die Frage der Rechte des deutschen Reiches auf diesen Ort (1752, 1765, 1778—1786) bilden den In­halt des Fasz. 35 b.4 Ein Bündel des Fasz. 34 enthält eine Korrespondenz des über 30 Jahre in Diensten der Generalstaaten gestandenen Feldmarschalls Herzog Lud­wig Ernst von Braunschweig-Lüneburg und seines regierenden Neffen, des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand mit dem Generalgouvernement 1784, 1785. Sie betrifft in der Hauptsache den geplanten Raub seiner Papiere, der von holländischen Kreisen in Szene gesetzt wurde, um den ehemals einflußreichen Ratgeber des Statthalters Wilhelm V. des Verrates zu be­zichtigen.5 Vertrauliche Berichte eines J. Janssens aus dem Haag an das Generalgouvernement (Gr. Metternich) von Februar bis Dezember 1794 über die dortigen Ereignisse finden sich im Fasz. 184. 1 Vgl. Bittner, a. a. 0. Nr. 304. 2 Vgl. ebenda, Nr. 1293. Ein Memoire über den Scheldekrieg befindet sich in Fasz. 146. 3 Vgl. Pirenne, a. a. O., V., S. 238—241. 4 Einiges aus diesem Faszikel wurde im Jahre 1.866 an Belgien ausgeliefert, vgl. S. 122. 6 Über Ludwig Ernst zu Braunschweig-Lüneburg vgl. Allgemeine deutsche Bio­graphie XIX., S. 543—545. 20*

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