Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Belgien, von Oskar Schmid
306 Belgien. als ein gemischter Bestand und enthält sowohl Korrespondenzen aus der Registratur des Generalgouvernements als auch aus der der Deputierten. Vieles ist daher sowohl in Ausfertigung als auch im Konzept vorhanden. Hierher gehören noch Akten über die Verhandlungen mit dem holländischen und dem englischen Gesandten in Wien und dem ohne besonderen Charakter in holländischen Angelegenheiten in Wien anwesenden Grafen Wilhelm Bentinek, Denkschriften, Eingaben, fast durchwegs Abschriften, Denkschriften über Handel und Schiffahrt auf der Maas, Forderungen Preußens usw., Korrespondenzen in Originalen und Abschriften (Fasz. 27).1 Die schwächliche Haltung der Holländer im österreichischen Erbfolgekrieg stand mit ihrer vordem an den Tag gelegten Überheblichkeit in keinem Einklang. Die nach dem Aachener Frieden konsolidierte Macht Habsburgs trat nun den Holländern aus einer viel gefestigteren Position entgegen und machte davon auch Gebrauch. Am 1. März 1749 kam ein neuer Zolltarif zustande, der in Holland heftige Gegenvorstellungen — man wolle österreichischerseits die um die Verteidigung der Niederlande so verdiente Republik zugrunde richten — hervorrief. Die Vereinigten Provinzen wandten sich an England, den Garanten des Barrierevertrages, und im Monat Mai 1752 wurden in Brüssel Verhandlungen zu dritt aufgenommen. Die Akten dieser am 4. Mai eröffneten und bis zum 28. Sept. 1752 tagenden Konferenz, an der österreichischerseits auch der Botschafter in Paris, Wenzel Anton Graf Kaunitz, von holländischer Seite Graf Wilhelm Bentinek teilnahmen, sind in Fasz. 38 des Repertoriums DD Abteilung B verwahrt. Kaunitz reiste schon Ende März 1753 ab, die übrigen Konferenzteilnehmer blieben noch bis 1755 in Brüssel. Man ging erfolglos auseinander. Auch die folgenden Faszikel enthalten Akten und Korrespondenzen, die mit den Brüsseler Konferenzen im Zusammenhänge stehen, nämlich Schreiben des Generalgouvernements und Konzepte der Kaiserin Maria Theresia 1751—1755 an den 1750 aus österreichischen Diensten in die der Generalstaaten übergetretenen Herzog Ludwig Ernst von Braunschweig-Lüneburg, einige Originale von letzterem 2 sowie eine Korrespondenz 1750—1753 des damaligen conseiller regent des Conseil supreme von Flandern Patrice Francois MacNeny mit Kaunitz über die Brüsseler Konferenzen (Archiv Kaunitz) (Fasz. 29 a), eine Reihe von Akten, welche die Verhandlungen Kaunitz zu Brüssel betreffen 1752—1754, dabei auch Originalschreiben des Grafen Bentinek (Fasz. 28, 29 b), Korrespondenzen des Generalgouvernements mit dem Deputierten der Generalstaaten in Brüssel van Haren und Originalschreiben des letzteren 1750-—1753 (Fasz. 30 a, 30 b). Schon bald nach seinem Regierungsantritt setzte sich Kaiser Josef II. das Ziel, den Volk und Regierung lästigen Barrieregarnisonen ein rasches Ende zu bereiten. Im November 1781 setzte er die Generalstaaten in Kenntnis, daß er entschlossen sei, die Barrierefestungen fast ausnahmslos zu schleifen, so daß die holländischen Truppen gezwungen wurden, schon im Laufe der nächsten Monate die Festungen zu räumen. Der zweite Punkt in Josefs Programm betraf die Freiheit der Scheldeschiffahrt, ein Vor1 Vgl. auch Rep. Z (AB. 183/1), S. 158. Vgl. S. 307.