Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Österreichische Akten, von Lothar Groß

20 Österreichische Akten. die Provenienz Reichshofkanzlei im Vordergrund. Schon die älte­sten Verzeichnisse (vgl. besonders AB. 414) enthalten manches Stück aus der Reichshofkanzlei, das sich heute hier befindet, und eine Untersuchung des Aktenmaterials selbst zeigt, wie stark diese Provenienz in dem im übrigen sehr gemischten Bestand vertreten ist. Nicht minder bedeutend ist der Anteil aus den Innsbrucker („oberösterreichischen“) Archiven.1 Aus den Kanzleien der Erzherzoge Ferdinand und Maximilian wie der Erzherzogin Claudia und auch aus anderen Perioden ist mancher­lei Aktenmaterial nach Wien gekommen. Aus der Registratur des StA. läßt sich, da genauere Verzeichnisse nicht vorhanden sind, der Vorgang bei diesen Extraditionen nicht restlos feststellen. Es hat zwar bereits Rosenthal darauf hingewiesen, daß sich in der sogenannten Ferdinandei- schen Registratur in Innsbruck die Relationen des Wilhelm Goll über die westfälischen Friedensunterhandlungen befänden, und deren Überführung nach Wien beantragt, tatsächlich sind sie aber erst viel später eingeliefert worden. Die Masse der ihrer Provenienz nach aus Innsbruck herrührenden Akten kam 1805 nach Wien, als Gassier große Teile der Archive der säku­larisierten Hochstifter Brixen und Trient nach Wien sandte und auch aus dem Innsbrucker Archiv vieles für das StA. ausschied (vgl. Bd. Ill S. 70 u. 143). Infolge des Krieges mit Frankreich mußten diese Innsbrucker Archi­valien nach Ungarn geflüchtet und nach dem Preßburger Frieden vom 26. Dez. 1805 zum großen Teil an Bayern ausgeliefert werden. Diese Archi­valien lagen 1806 in Wien, und zwar in der Obhut der vereinigten Hofkanzlei. Damals hat man nun offenbar über das Maß des von Gassier ausgeschiede­nen Materials noch andere Akten zurückbehalten. Ein genaues Bild dieser Vorgänge läßt sich aus der Registratur des StA. und, wie es mir nach den Ausführungen Mich. Mayrs2 scheinen will, auch aus denen des Inns­brucker Archivs nicht gewinnen. Manche Akten sind wohl auch bei der Rückgabe der Tiroler Archivalien durch Bayern in Wien zurückgeblieben, da sie 1837 hieher ausgeliefert wurden (vgl. Bd. Ill S. 71). Das von Knecht! angelegte Verzeichnis des 1838 als Österreichische Akten der Reichskanzlei bezeichneten Bestandes (AB. 416) zeigt jedenfalls diese Innsbrucker Pro­venienzen bereits als Teil der Österreichischen Akten, mit Ausnahme der schon erwähnten Relationen Golls. Es scheint, daß sie eine geschlossene und selbständige Unterabteilung jenes Bestandes bildeten, da Knechtl nicht nur 1829 von Tirolischen Akten spricht, sondern auch Reinharts Ver­zeichnis von 1840 eine Anzahl von Faszikeln mit dieser Bezeichnung an­führt. Von Knechtls Hand stammen auch die Spezialverzeichnisse zu den heute ausgelieferten Akten über die Verfassung und die „Personalia des oberösterr. geheimen Rats und der oberösterreichischen Regierung und über den französisch-bairischen Einfall in Tirol 1703/1704“ (vgl. AB. 35/9). Als Unterabteilung der von Meiller neu geordneten Österreichischen Akten erhielt die Abteilung Tirol 1851 einen Faszikel aus den Miscellanea der Reichshofratsregistratur3 und im selben Jahre gelangten endlich aus der 1 Vgl. Bd. Ill S. 63 ff. 2 Mitt. d. 3. (Archiv ) Sekt. d. k. k. Centralkomm. 2, S. 170f. Ein neues, von Otto Stolz verfaßtes Inventar des Innsbr. Archivs wird als Inv. österr. staatl. Arch. VI im Verlag A. Holzhausens Nfg., Wien VII, erscheinen. 3 Vgl. Bd. I S. 294.

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