Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Österreichische Akten, von Lothar Groß

14 Österreichische Akten. Gubernial-Registratursdirektion überwunden hatte, bereit erklärte, „bei der bevorstehenden Sichtung und Ordnung der älteren Archivsakten auch auf die darunter allenfalls befindlichen, für das k. k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchiv geeigneten Archivalien Bedacht zu nehmen“, aber um An­gabe der Gegenstände bat, auf welche das Hauptaugenmerk zu richten sei. Die Haltung der Hofkanzlei bei der ganzen Grazer Aktion war durch den Wunsch bestimmt, dem StA. für das bei der Schaffung des Adelsarchivs bewiesene Entgegenkommen eine Gegenleistung zu bieten. Dabei erkannte die Hofkanzlei den Charakter des StA. als eines Zentralinstituts für die Archivalien, die sich auf das Haus und den Staat im allgemeinen beziehen, und dessen Anspruch auf Übernahme der bei den Landesstellen befind­lichen, für seine Zwecke in Betracht kommenden Archivalien (vgl. Bd. I S. 24*) an. Chmel erklärte, ohne Einsicht in die Akten nur allgemeine Grundsätze, die sich aus dem eben gekennzeichneten Wesen des Archivs ergäben, auf stellen zu können. Im Laufe der weiteren Verhandlungen forderte daher die Hofkanzlei die Archivdirektion zur Entsendung eines Beamten zur Durchführung der Aktenausscheidung auf. Die Staatskanzlei betraute darauf Meiller mit dieser Aufgabe. Dieser arbeitete in der Zeit von August bis Oktober 1846 in Graz. Er fand die Archivalien der genannten Behörden in vier verschiedenen Aktenkörpern vor, die als Akten der Re­gierung (1612—1782), der Hofkammer (1564—1748), innerösterreichische Akten (1404—1685) und Miscellanea bezeichnet waren. Die letzteren, auf die Meiller der Registrant Kremser aufmerksam gemacht hatte, waren erst vor kurzem aus verschiedenen Räumen des Guberniums, wo sie verstreut herum lagen, zusammengesucht worden und enthielten meist ältere Akten verschiedener Provenienz, die nirgends registriert waren. Die ganze, etwa 9500 Faszikel zählende Aktenmenge war in verschiedenen Räumlichkeiten der k. k. Burg untergebracht, ein großer Teil in vier großen, finsteren und teilweise sehr feuchten Kellergewölben. Besonders die älteren Aktenpartien der innerösterreichischen Regierung befanden sich in einem chaotischen Zustand, man hatte sie in einem großen Haufen in dem feuchtesten der Keller zusammengeworfen und ihr Erhaltungszustand wie das Schicksal, das ihnen drohte, ist durch Meillers Bemerkung, daß beim Abtransport dieses Haufens neben „zahllosen lebenden 17 tote Ratten“ zu Tage geför­dert wurden, hinreichend gekennzeichnet. Viele Faszikel waren bereits ganz vermodert und mußten beseitigt werden. Meiller arbeitete die Serien der „Miscellanea“ und der „innerösterreichischen Akten“, die ihrer Provenienz nach aus der niederösterreichischen Hof kammer stammten, vollständig durch. Er schied daraus vor allem anderen die hauptsächlich in den Miscellanea befindlichen Akten des innerösterreichischen geheimen Rates aus, des­sen Archiv jedoch nur mehr zu einem Bruchteil erhalten war. Die Regie­rungsakten arbeitete er nur bis 1637, die Abteilung „Gutachten“ bis 1657 durch, wobei sie auch aus dem Keller fortgeschafft, gereinigt und neu auf­gestellt wurden, ebenso wurden die Hofkammerakten nur bis 1637 durch­sucht. Zur Abgabe nach Wien bestimmte Meiller auch eine große Zahl von Registraturbänden der Hofkammer aus den Jahren 1564—1626 und die Kopialbücher der niederösterreichischen Hofkammer Ferdinands I. aus den

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