Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Belgien, von Oskar Schmid
damals als Dirix seine verdienstvolle Inventarisierung vornahm.1 Die Akten sind daher durchwegs durchlocht; was heute nicht dieses Merkmal aufweist, hat seinerzeit nicht dem Repertorium P zugehört.1 2 Auf Grund dieses rein äußerlichen Merkmales läßt sich die Beobachtung anstellen, daß nachträglich Stücke ins Repertorium P gerieten, die zu Dirix Zeiten dort noch nicht zu finden gewesen waren. Die beiden Registraturen, nämlich die der Statthalterinnen und die des Kaisers, sind im Repertorium P vollständig ineinander verschmolzen, und man kann sagen, daß sich fast in jedem Faszikel des Repertoriums P A, P B und auch in den betreffenden Teilen von PC beide nebeneinander vorfinden. Auf Provenienz wurde also bei der seinerzeitigen archivalischen Verarbeitung keinerlei Rücksicht genommen. Es läßt sich, wie schon angedeutet, vielmehr etwas Ähnliches wie ein Zusammenfassen in Betreffserien feststellen, entweder ein direktes Vereinigen von Stücken, die sich um ein gewisses Ereignis gruppieren, etwa den Frieden von Cambrai, den Aufruhr Moritz von Sachsen usw., oder auch ein Zusammenfassen gewisser Korrespondenzen, der Statthalterinnen mit König Ferdinand, französische Hofkorrespondenz usw. Anhaltspunkte für die ursprüngliche Lagerung bieten die zahlreich vorhandenen alten Sommaires, die über umfangreichere Korrespondenzreihen (Karl V. mit Maria, Granvella mit Karl und Maria) angelegt wurden und sich zumeist an der Spitze der Faszikel finden. Sie mögen auch in vielen Fällen wertvollen Ersatz für in Verlust geratene Stücke bieten. Die zeitliche Reihung spielt eine gewisse, aber nicht ausschlaggebende Rolle, sie ist aber sehr häufig nicht einmal innerhalb der Faszikel und deren Unterabteilungen eingehalten, so daß man sich zur Auffindung eines Stückes, dessen Faszikelnummer gegeben ist, gelegentlich der Mühe unterziehen muß, den ganzen Faszikel durchzusehen. Die am linken oberen Rande zumeist vermerkte Datierung erleichtert das Suchen. In vielen Fällen sind Verzeichnisse derjenigen Stücke, die unter Leitung des Grafen J. B. Wynants zur Übermittlung nach Wien abgeschrieben wurden, den Faszikeln beigegeben. Eine solche Liste enthält jeweils die Reihe der Korrespondenzen, die aus einem Faszikel (nach der alten, von Dirix geschaffenen Aufstellung) kopiert wurden. Gelegentlich erleichtern diese Verzeichnisse das Suchen, da eine Numerierung (zumeist am rechten oberen Rand) auf das Verzeichnis Bezug nimmt. Leider sind aber gerade die schwierigsten Konzepte mit dem Vermerk Wynants „non ä copier, non ä envoyer (ä Vienne)“ versehen. Vor solchen hat die Abschreibetätigkeit des Unternehmens Wynants Halt gemacht. Trotzdem die Abschriften Wynants3 als gut und sorgfältig bezeichnet werden können, kommen, wenn auch selten, Fehler bei der Bezeichnung der Stücke vor. Ein Punkt, der Beachtung und Vorsicht erheischt, ist die Datierung. Es muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß in der burgundiIII. Rep. P: f) Die Entwicklung des gegenwärtigen Standes des Repertoriums P. 141 1 Vgl. S. 101-103. 2 In Fasz. P C 8 finden sich die einzelnen Stücke noch zum großen Teil aufgefädelt. 3 Vgl. S. 104-107.