Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

134 Belgien. den Reichstagen von 1735 und 1750 entsendet und zumindest auch Teile der den Niederlanden zukommenden Auflage bezahlt wurden.1 Die neue Behördenordnung, wie sie sich in den österreichischen Nieder­landen ausbildete, überließ jedoch dem deutschen Sekretär kein Wirkungs­feld mehr. Die Angelegenheiten der Provinzen wurden von dem General­gouvernement, das an andere Behördentraditionen anknüpfte, in enger Fühlungnahme mit Wien geregelt. Der Bevollmächtigte Minister, bzw. das Staats- und Kriegssekretariat machten das alte deutsche Sekretariat über­flüssig. Karl VI. bemühte sich zwar, diese Behörde wieder aufleben zu lassen; sie fristete eine Zeit lang ein ganz untergeordnetes Dasein, um bald ledig­lich zu einem Ehrenamt herabzusinken. 3. Die „Belgische Korrespondenz“, ehemalige Abteilung des Familienarchivs. Die im StA. verwahrten Teile des deutschen Sekretariates in Brüssel entstammen fast ausnahmslos den Beständen, die im Laufe des in den Jah­ren 1856—1875 sich zwischen Österreich und Belgien vollziehenden Aus­tauschgeschäftes von Brüssel nach Wien gelangten.1 2 Die Hauptmenge da­von wurde hier unter dem Titel „Belgische Korrespondenz“, Schachtel 1 bis 41, in das Familienarchiv eingeteilt, im Zuge der Vorarbeiten für das Gesamtinventar jedoch der Abteilung Belgien angegliedert.3 Über die Grundlagen des Tauschunternehmens wurde schon oben S.117 ff. gesprochen — österreichischerseits forderte man damals, lediglich dem dynastischen Interesse und dem Gedanken des Betreffprinzipes Rechnung tragend, in erster Linie die in Brüssel verwahrten habsburgischen Fami­lienkorrespondenzen und weiters die überhaupt auf das deutsche Reich bezugnehmenden Archivalien.4 5 Belgien hat der ersten Forderung nach der Auslieferung der habsburgischen Familienkorrespondenz teilweise Folge gegeben und eine Anzahl Korrespondenzen von Mitgliedern des Erzhauses an Österreich ausgeliefert. Das weitere Ansinnen Österreichs gelangte je­doch nicht zur Erfüllung; über das Erwähnte hinaus wurde nichts von den Beständen des deutschen Sekretariates nach Wien gebracht. Es erübrigt sich noch, die nach Wien gelieferten Teile, die hier als Belgische Korrespondenz aufgestellt wurden, einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. Dem StA. überkam im Laufe der vier belgischen Auslieferun­gen vor allem die Korrespondenz der deutschen Kaiser mit den Statthaltern der Niederlande 1556—1600 (Belgische Korrespondenz, Schachtel 1—25), Provenienz deutsches Sekretariat, jedoch keineswegs vollständig.1' Eine wesentliche Erweiterung hätte dieser Kreis erfahren, wenn in ihn noch die 1 Vgl. die Depesche Maria Theresias vom 3. Aug. 1743 (Fasz. 23), worin sie die vom Bevollmächtigten Minister getroffenen Verfügungen wegen regelmäßiger Zahlung an die Wetzlarer Kammer genehmigt. 2 Vgl. oben S. 128 — 131. 8 Siehe Bd. II S. 6. 4 Vgl. oben S. 118—121, 126 f. 5 Vgl. Laloire, a. a. 0. S. 36ff., z. B. die Liasses 102, 128, 155, 235, 348—352, 418, 419, 490-493, 540, 541, 576, 606, 609, 617, 651, 683, 838—845 ganz oder zum Teil.

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