Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

III. Eep. P: e) 2. Das deutsche Staatssekretariat. 133 Die Namenreihe der deutschen Sekretäre lehrt uns, daß wir es bei ihnen in der Hauptsache mit Personen nicht romanischen, zumeist vielmehr deutschen Ursprunges zu tun haben. In zeitlicher Folge sind es die Nach­genannten: Hans Khreutter (der schon vor dem Augsburger Reichstag 1548 Dienste als deutscher Sekretär ausübte), Urban Scharemberger (Scharber­ger),1 Paul Pfintzing von Henffenfeldt, Peter Drunckmann (Dronckmann), Ludwig Haberstock, Martin von Hohenstein, Sebastian Westernacher,1 2 Bla­sius Hütter, Johann Jakob Fleckhammer, Dietrich Piespordt, Anton Suarez de Arguello, Johann Baptist Huart,3 Leonhard Voeller, Johann Hermann Voeller, ein Sohn des vorigen, Martin Leonhard Voeller und Johann Peter de Kempis. Als letzter Träger dieses Titels tritt uns unter Karl VI. Johann Matthias Ludovisi entgegen. Als letzter tatsächlich Funktionen ausübender Sekretär wurde jedoch Kempis aufgefaßt. Bei Ludovisi handelte es sich fast ausschließlich um einen Ehrenposten, der mit keinen wirklichen Funk­tionen verbunden war. Ähnlich wie die Staats- und Kriegssekretäre (oben S. 93 f.) scheinen auch die deutschen Sekretäre, zumindest der späteren Zeit, ihr Amt in ihrer Privatwohnung ausgeübt zu haben.4 Es war nur natürlich, daß sich im Verlaufe der spanischen Herrschaft die Beziehungen des Burgundischen Kreises zum Reich allmählich locker­ten. Die nördlichen Provinzen schieden infolge des westfälischen Friedens überhaupt aus dem Reichsverband aus. Die Abkehr vom Reich war so auf­fallend, daß gegen Ende des 17. Jahrhunderts von den Reichsständen die Frage aufgeworfen wurde, ob die Niederlande überhaupt noch als ein Teil des deutschen Reiches anzusehen seien.5 Das deutsche Sekretariat hatte also damals schon seine Daseinberechtigung nahezu verloren. Seitdem die Niederlande zu Beginn des 18. Jahrhunderts in österrei­chischen Besitz übergegangen waren, eröffneten sich allerdings wieder Aus­sichten auf innigere Beziehungen zum Reich, so daß wdeder Vertreter zu 1 Als Hilfskräfte waren ihm zugeteilt: Johann Obernburger, Laurenz Gantzen­müller (letzterer expedierte und registrierte in den Sechzigerjahren des 16. Jahrhunderts immer oder meistens die Schreiben der Generalgouverneure an die deutschen Kaiser, ist also speziell für die in Wien verwahrten Bestände des deutschen Staatssekretariates von Bedeutung; vgl. Belgische Korrespondenz, Schachtel 1, 2) und Jakob Hittorp. 2 Ihm zugeteilt war Jakob Schiess, ein Augsburger. 3 Im zugeteilt war Antonio Eicardo. 4 Im Besitze des Sohnes des verstorbenen deutschen Staatssekretärs Kempis — er wird als der „letzte“ Sekretär bezeichnet — befanden sich noch Staatsakten, die ihm abverlangt, inventarisiert und den betreffenden Departements überstellt wurden. Unter seinem Nachlaß wurden ferner einige Stücke gefunden, die an das StA. abzutreten waren, wovon auch ein heute allerdings nicht mehr vorhandenes Verzeichnis nach Wien geschickt wurde (vgl. Belgien Berichte, Fasz. 90, 1762 Juli 27, Cobenzl an Kaunitz). 5 Gewisse Anzeichen einer stärkeren Bindung an das deutsche Eeich machten sich allerdings zur Zeit der Türkengefahr geltend, die näher zu untersuchen sich vielleicht lohnen würde. Im Jahre 1683 wurde der Statthalter der Niederlande als Eepräsentant eines deutschen Eeichsstandes zur Tagung in Eegensburg geladen. Vgl. StA. Kriegs­akten, Fasz. 210, Heft 2, fol. 73: „Handbriefei an den Marches de Grana, Gubernatoren in den Niederlanden“, mit der Aufforderung, ebenso wie alle Kurfürsten und einige Eeichs- fürsten am Eeichstag von Eegensburg zu erscheinen.

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