Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Belgien, von Oskar Schmid

III. Kep. P: e) Archivalienauslieferung Belgiens an Österreich. 127 mitgenommen habe.1 Ebenso äußerte sich Lanz in der Vorrede des ersten Bandes der Korrespondenz Kaiser Karls V., S. IX, daß er anläßlich seines Besuches in Brüssel im Herbst 1840 einen reichen Quellenschatz zur Ge­schichte der Beziehungen Karls V. zu verschiedenen europäischen Staaten und darunter auch zum deutschen Reich vorgefunden habe. Ferner erwähnt auch Lanz die große Kollektion der „Documens historiques“; „neun Bände dieser Reihe umfassen die Zeit Karls V.“. Tatsächlich war Wien aus Mangel an genauerer Kenntnis der in Brüssel befindlichen Bestände hei dem Auslieferungsgeschäfte auf den guten Wil­len der Belgier angewiesen und konnte nur ganz allgemein formulierte Forderungen stellen. Man tröstete sich im Wiener Außenamt mit der Aus­sicht, daß die zur Erwerbung in Aussicht stehenden Akten offenbar eine größere Anzahl wichtiger und wertvoller Stücke umfasse, während die von Belgien beanspruchten Akten zum großen Teil mehr lokales als generelles historisches Interesse besäßen. Im Verlaufe des Auslieferungsgeschäftes trat dann allerdings eine gewisse Enttäuschung ein. Von österreichischer Seite war man schließlich mit Eifer an diese Aktion herangetreten, der anscheinend auf der Gegenseite mangelte. So lesen wir in einem Schreiben der Archivdirektion an das Ministerium des Äußern vom 30. Dez. 1861, daß weitere beträchtliche Mengen von Archivalien zur Auslieferung bereitlägen, die Aufmerksamkeit jedoch darauf gelenkt werden müsse, daß nach den Grundsätzen der Abmachungen zwischen Österreich und Belgien1 2 Gegen­seitigkeit bei den Auslieferungen obwalten sollte. Seit den beiden ersten Auslieferungen österreichischer- und belgischerseits seien von Wien dar­über hinaus noch zirka 2000 Stück der belgischen Gesandtschaft zugestellt worden, ohne daß dafür eine Gegenleistung geboten worden wäre. Man ahnte also damals noch nicht, daß sich das Mißverhältnis noch bedeutend zu­ungunsten Österreichs verschieben würde. Von diesem Zeitpunkt an er­folgten nur mehr zwei Lieferungen aus Belgien, von Österreich aber noch zehn große und drei kleine. Als die belgische Gesandtschaft im Jahre 1862 eine Anzahl näher bezeichneter, für die Geschichte Österreichs interessanter belgischer Archivalien in Abschriften auszuliefern sich bereit erklärte,3 be­merkte die Archivdirektion in einem Schreiben an das Ministerium des Äußern, daß die Erwerbung dieser Stücke sehr wichtig wäre, daß aber die belgische Regierung bedauerlicherweise anscheinend nicht willens sei, die Akten im Original herauszugeben. In Anbetracht der großen Willfährig­keit der österreichischen Regierung wäre es nun recht und billig, wenn 1 Über das Archiv des Schmalkaldischen Bundes vgl. Bd. I Einleitung S. 148*, ferner 323. 2 Vgl. die Berichte der Archivdirektion vom 31. Dez. 1852 und 25. Febr. 1857 (StK., Archiv, Fasz. 7 und 9). 3 Es handelte sich um Schreiben an den Statthalter Erzherzog Albert und an seinen Sekretär, in der Hauptsache um Schreiben Heinrichs von Koiowrat, Bates des Erzherzogs Maximilian in Prag, und um solche des kaiserlichen Gesandten in Madrid Franz Christoph Grafen Khevenhüller. Vgl. Inventaires des Archives de la Belgique publiés par ordre du Gouvernement sous la direction de Joseph Cuvelier, Bruxelles 1929. Inventaire des Archives de la Secrétairerie d’Etat Allemande par Édouard Laloire, Liasse 448 und 467.

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