Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

84 Die Urkundenabteilung. dinands L: Amts- und Bestandreverse, z. B. 14. Juli 1521, 12. Nov. 1524 (um das Amt zu Cilli), oder Kaufbriefe, z. B. 20. Juni 1559. Alle diese Urkunden, die also— nur anfangs bis 1456 stark von cilli- schen und bis 1500 von Görzer Dokumenten durchsetzt — immer einheit­licher, unter Maximilian fast ausschließlich dem kaiserlichen Archiv ent­stammen, waren 1564 ihres innerösterreichischen Betreffs wegen nach Graz ausgeliefert worden. Der zweite Hauptteil der Urkunden des Repertoriums XXIV (AB. 406), nämlich fast 2000 Stück, fällt in die Zeit vor 1400; es sind in erster Linie Urkunden der beiden eben erwähnten Archive der Grafen von Görz und von Cilli sowie einer Reihe anderer Adelsarchive, wie Auffenstein, Ortenburg, Tibein, Walsee, Schenken von Osterwitz, Liechtenstein u. a., über die als Bestandteile des Wiener Schatzgewölbes bereits ausführlich gehandelt wurde. Ja vereinzelt finden sich hier selbst Urkunden der Albertiner, die ganz offenkundig aus dem alten herzoglichen Archiv in Wien nach Graz verschleppt worden waren, so z. B. Pfleg- und Dienstreverse auf Herzog Albrecht III. vom 13. Juli 1394 und Herzog Albrecht V. vom 1. Nov. 1421. Hingegen sucht man vergeblich nach Urkunden aus dem Archiv Herzog Leopolds III. und bis etwa 1395 auch vergeblich nach Urkunden aus dem Archiv von dessen Söhnen. Da nun aus der Zeit der zweiten steirischen Linie, d. i. von 1565—1619, überhaupt nur 14 Urkunden in unserem Repertorium eingetragen sind, woran sich noch 4 Urkunden bis 1652 schließen, so bleibt nur der Zeitraum von 1400—1440 übrig, aus dem man einen nennenswerten Urkundenbestand von wirklich innerösterreichischer, leopoldinischer Provenienz zu finden erwarten kann. In der Tat beginnen schon in den letzten Jahren des 14. Jahrhunderts, seitdem Graz häufiger als Ausstellungsort herzoglicher Urkunden erscheint, Urkunden aus den Registraturen der Söhne Herzog Leopolds III. Jedoch zunächst noch ganz vereinzelt: 1395 ein paar Urkun­den aus dem Archiv Wilhelms, 1398 eine Urkunde (Lehenrevers) auf alle vier Brüder Wilhelm, Leopold, Ernst und Friedrich, 1410 eine Urkunde Leopolds für Ernst; auch seit der Teilung von 1411 ändert sich anfangs nichts: wir stoßen auf einen Lehenrevers auf Herzog Ernst aus dem Jahre 1412, auf einen zweiten von 1415, auf einen Amtsrevers von 1419. Diese Urkunden aus dem Grazer, bzw. Wiener-Neustädter Archiv der Leopoldiner muten unter den die Hauptmasse des ganzen Bestandes bildenden Urkunden der erwähnten Adelsarchive fast wie Fremdkörper an. Erst ungefähr seit 1421 wird die Reihe der innerösterreichisch herzoglichen Urkunden etwas dichter: 1421 ein Revers auf Wilhelm und Ernst, ein Lehenbrief Emsts aus demselben Jahr, Lehenreverse auf Ernst von 1422 und 1423 usw.; seit dem Ende der Zwanzigerjahre endlich hat man den Eindruck, trotz der noch immer beträchtlichen Beimengung von Görzer, Cillier und Gurker Stücken im wesentlichen das Archiv Herzog Friedrichs des Jüngeren (des späteren Kaisers Friedrich III.) vor sich zu haben: Lehen- und Pfandreverse, Auf­sandbriefe und Bittschreiben auf Friedrich sowie Lehenbriefe von ihm seit etwa 1428 und besonders seit 1430. Unter den über 600 Urkunden dieses Zeitraumes (1400—1440) befinden sich jedoch höchstens 200, die ihrer ur-

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