Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Die Innsbrucker Archive in ihrer Bedeutung für die Geschichte des StA. 77 gelangt war, sowie zahlreiche Urkunden, die nur dem Betreff nach vorlän­disch waren, ihrer Provenienz nach aber nach Innsbruck, ja vereinzelt selbst nach Wien gehörten. Das Auslieferungsverzeichnis erliegt heute im StA. als AB. 354. Es enthält gegen 1000 Urkunden vom 13. bis 15. Jahrhundert und einzelne Stücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die ältesten Urkun­den stammen aus dem Archiv der Grafen von Freiburg: 1273 Überein­kommen zwischen Graf Heinrich von Freiburg und Heß von Ysenherg, 1278 Lehenbrief des Bischofs Konrad von Straßburg auf Grafen Egen von Freiburg, 1281 Verschreibung des Grafen Eberhard von Habsburg auf den­selben, 1298 Freiheitsbrief König Albrechts auf die Grafen von Freiburg usw. bis 1482 (1680); dann finden sich hier auch einige Urkunden aus dem Archiv der Stadt Freiburg: 1398 Quittung Herzog Leopolds auf den Frei­burger Schultheiß um den Hofstättenzins, 1424 Kaiser Sigismund schenkt der Stadt Freiburg das Schultheißenamt, 1454 Polizeiordnung der Stadt Freiburg u. a.; ferner zahlreiche Urkunden der österreichischen Herzoge, betreffend die Einsetzung ihrer Beamten (Vögte, Hauptleute) in den Vor­landen, sowie Mandate, Vollmachten usw. an diese Beamten, z. B.: Gewalt­briefe Herzog Rudolfs IV. auf Bischof Johann von Gurk als Landvogt in Schwaben von 1363, Herzog Leopolds auf Markgraf Rudolf von Baden von 1370 und auf Graf Rudolf von Habsburg von 1374 wegen der Landvogtei und Hauptmannschaft in Schwaben und im Breisgau, 1487 Bestellbrief Her­zog Sigismunds auf Graf von Tierstein zum Landvogt im Elsaß und Breis­gau, 1457 Herzog Albrecht übergibt dem Markhart von Baldeck die Haupt­mannschaft des Schlosses Varnsperg und der Stadt Rheinfelden, 1490 Maxi­milian I. übergibt dem Grafen von Zollern die Hauptmannschaft der Herr­schaft Hohenberg; dann zahlreiche Reverse (Öffnung von Schlössern u. ä.) vorländischer Herren, meist wohl auf die habsburgischen Vögte oder die die Vorlande verwaltenden Herzoge ausgestellt, dann aber auch Urkunden (meist Kaufbriefe), bei denen man wohl Wiener Provenienz annehmen muß, wie z. B. der Kaufbrief Haugs von Wehingen auf Herzog Albrecht II. um die Feste Wehingen von 1351. Wiener Provenienz eignet wohl auch einzelnen Urkunden, wie etwa dem Revers des Grafen Eberhard von Württemberg, dem Kaiser mit 400 Mann wider Ungarn zu dienen (von 1484), Innsbrucker Provenienz z. B. der Verschreibung Ludwigs von Hutten von 1516, sich ohne Vorwissen des Kaisers nicht mit Herzog Ulrich von Württemberg zu vertragen. Die Urkunden von Innsbrucker Provenienz bilden einen be­trächtlichen Teil des ganzen ausgelieferten Bestandes; vor allem sind da die Amtsreverse der vorländischen Beamten auf die Tiroler Herzoge zu nennen (z. B. die Reverse des Grafen Hermann von Sulz um die Landvogtei in Schwaben 1408, des Walther Steinmayr um das Schultheißenamt zu Enndingen 1426, des Oswald Grafen von Tierstein um die Landvogtei in Elsaß, Breisgau und Schwarzwald 1475, 1487 und viele andere). Aber auch in Konstanz und Freiburg blieben die vorländischen Urkun­den nicht lange ungestört; nach dem Preßburger Frieden wurden sie — abgesehen von einem 1796 nach Österreich zurückgeflüchteten Teil — zwi­schen den das vorderösterreichische Erbe antretenden Staaten, Baden, Württemberg und Bayern, aufgeteilt. So liegen denn die vorländischen Ur-

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