Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: St. Georgs-Ritterorden (Millstatt). 611 urkunden des Georgsordens, 14 Urkunden (und 7 Vorurkunden) aus dem Archiv der Siebenhirter, 3 aus dem Archiv der Prantner [fol. 158—170 v.]. 44. „ganntz verlegen Sachen, die nicht nutz sein“: 58 Stück (Akten und Briefe) und 19 Bündel (1442—1541): größtenteils Akten des Georgsordens und Korrespondenzen der Hochmeister Geumann und Prantner [fol. 171—176]. 45. „raittungen“: Rechnungen und Raitregister über Millstatt, St. Lorenzen, Trauttmansdorf, Lieserhofen, St. Martin zu Wien, Wartenstein und Wiener-Neustadt (1479—1541) [fol. 177—181]. Die ganze Anlage des Werkes zeigt, ebenso wie die schon geschilderte Vorarbeit über die Hochmeisterurkunden, die enge geistige Verwandtschaft mit dem Wiener Schatzgewölberepertorium. Wie dort ist der große Stoff in Sachgruppen geteilt, die Verzeichnisse der Einzelstücke erfolgte in der gleichen Weise. Eine Ladeneinteilung ist nicht vorhanden. Auf den Origi­nalurkunden finden wir die typischen Vermerke von der Hand Putschs; sie sind von denen der Wiener Schatzgewölbeurkunden äußerlich nicht zu unterscheiden. Ein Aufbau der Ordnung nach Provenienzkörpern war von Putsch nicht beabsichtigt; ihm kam es auf eine klare, praktische Gruppen­einteilung an. Somit galt ihm das alte Millstätter Archiv und das seit 1469 erwachsene Archiv des Georgsordens als eine untrennbare Einheit, die er seiner sachlichen Zerlegung unterwarf. Von den anderen Provenienz­körpern, die dem Archiv zugewachsen waren, lassen sich viele vermöge ihrer Geschlossenheit auch noch in der neuen Sacheinteilung erkennen. So enthält die Abteilung „Newstatt“ zum guten Teil das Archiv des welt­lichen Chorherrenstiftes in Wiener-Neustadt, die Abtei­lung „probstey Werdt“ wesentlich das Archiv der Propstei Wörth, die Abteilung „S. Larentz im Mürtztal“ wesentlich Urkunden des Pfarr- archivs von St. Lorenzen. Daneben bergen alle drei Abteilungen naturgemäß auch Urkunden des Georgsordens, die Wiener-Neustadt, Wörth und St. Lorenzen betreffen. Wesentlich verwickelter liegen die Dinge beim Archiv der Hoch­meister. Bei den verschwommenen Grenzen zwischen Ordensvermögen und hochmeisterlichem Privatvermögen ist es überhaupt fraglich, ob die Hochmeisterurkunden jemals vom Hauptarchiv streng getrennt waren. In gewissem Maße dürfte eine solche Trennung aber doch bestanden haben, vor allem hinsichtlich der Familienarchivalien der drei Hochmeister; denn nur so erklärt es sich, warum nach Prantners Tode 1544 ein erheblicher Teil der „hochmaisterischen brief“ so leicht abgesondert und nach Wien gebracht werden konnte, wo er in der niederösterreichischen Kammer zu­nächst von Hirsch und Zogel, dann von Putsch und Schweinhämbl ver­zeichnet wurde. Aber ein großer Teil dieses Bestandes (wohl der ver­mögensrechtlich weniger wichtig erscheinende) blieb 1544 in Millstatt zu­rück und wurde — aber auch nur teilweise —• 1547 von Putsch in sein neues Repertorium einbezogen und auf die verschiedenen Abteilungen ver­teilt; wohl kam die Hauptmasse in die Abteilung „der hochmeister persön­lich Sachen“, aber daneben gerieten manche Stücke auch in die Abteilungen 39*

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