Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
Geschichte einzelner Klosterarchive: St. Georgs-Ritterorden (Millstatt). 595 Güter den. Bischof Kaspar von Bogan und den Hauptmann Ulrich von Scharffenberg zu Wiener-Neustadt,1 für die innerösterreichischen Güter Georg Khevenhüller, Georg Paradeiser und Abt Bernhard von Viktring. Erzherzog Karl II. ernannte 1568 den Bischof Urban von Gurk zum Administrator; dieser führte das mühevolle und undankbare Amt bis zu seinem Tode (1573); ihm folgten der Deutschordenskomtur von Graz (am Leech) Hans Cobenzl von Proßegg (1573—1594), der Bischof von Laibach, Johann Tautscher (1594—1597), zuletzt Bischof Christoph Andreas von Gurk (1598).1 2 Während der Zeit der Administratoren waren nahezu alle vom Hauptgute entlegeneren Güter verpfändet, so Steyerberg an Hans von Basteyo, Wartenstein an Christoph Urschenpeck, Petronell an Wolf Unverzagt.3 Die Herrschaft Trautmannsdorf wurde 1576 an Pankraz von Win- dischgrätz verkauft,4 die Herrschaft Petronell nach 1580 an den Pfandinhaber Wolf Unverzagt,5 die Herrschaft Eisenkappel 1585 an Hans Ambrosius Grafen Thurn.6 Ärger noch als der äußere Niedergang, als die furchtbare Schuldenlast des Ordens war sein innerer Verfall; war diese Gründung nie vom Geiste der alten Ritterorden erfüllt, so benahmen ihr jetzt die neuen kirchlichen Lehren weiteren Zuwachs und den letzten inneren Halt. So hat Ferdinand II. schließlich in kühlem kirchenpolitischen Realismus das Fazit aus einem Mißerfolg von fast 130 Jahren gezogen und den Orden, die phantastische Gründung seiner romantisch veranlagten Ahnen, aus der Reihe der kirchlichen Institutionen gelöscht. Den unmittelbaren Anlaß hiezu bot ein Gesuch des Rektors des Grazer Jesuitenkollegiums P. Richard Haller vom 10. Juli 1598 an den Erzherzog um Erteilung einer hinreichenden Fundation für das Kollegium und Seminar. Schon am 26. Juli ernannte Ferdinand den Abt Vinzenz von St. Paul, den niederösterreichischen Kammerrat Christoph von Perwang und den Kärntner Vizedom Hartmann Ziegel zu landesfürstlichen Kommissären mit dem Auftrag, den Bischof von Gurk von der Administration über die Güter des Georgsordens zu entheben und Millstatt dem Jesuitenkollegium Graz einzuräumen.7 Die Kommissäre vollzogen am 8. August zu Straßburg und am 11. August zu Millstatt diesen Auftrag.8 Die Jesuiten errichteten in Millstatt eine dem Grazer Kollegium unterstehende Residenz, die bis zur Aufhebung des 1 Ebendort, fol. 82 ff. 2 Aelschker, Geschichte Kärntens II, S. 983 f.; StA., Österr. Akten Kärnten, Fasz. 12. 3 StA., Hs. Böhm 911/IV, fol. 116 ff. 4 Ebendort, fol. 121. 5 Schwoickhardt von Sickingen, Topographie des Erzherzogtums Österreich unter der Enns, Viertel unter dem Wienerwald, IV, S. 263. 6 StA., Hs. Böhm 911/IV, fol. 116ff. Der Kreuzhof zu Wiener-Neustadt mit seinen Besitzungen wurde erst 1608 von den Jesuiten an das Neukloster verkauft. (Kirchliche Topographie XII, S. 58.) 7 StA., Österr. Akten Kärnten, Fasz. 12. 8 „ . . . und wie nun diß alles verricht, haben wir in crafft eur dchl. gnedigisten bevelchs den offt berürten zwayen patribus, als herrn Reichardo Haller, dieser zeit rectorn, und herrn Nicolaum Coronio, regenten, anstatt des Fürstlichen Collegii zu Gräz das hiesige stüfft oder gotshauß Müllstatt sambt dessen undergebenen, auch underthonen und offleiern, von denen allain inen das ordenliche glüb gelaist worden, mit völliger ein- und zuegehörung, auch allen briefen, sigl und farnus ... übergeben und eingeraumbt ...“ — Bericht der landesfürstlichen Kommissäre vom 30. Aug. 1598. Ebendort. 38*