Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Wien: St. Laurenz. 575 später mit dem gotischen Majuskelbuchstaben C signiert. Eine Weiter­führung dieser Ordnung in das 15. Jahrhundert ist nicht erkennbar. Erst nach 1507 scheint neuerlich ein Versuch gemacht worden zu sein, die Ur­kunden des Klosters zu verzeichnen. Wir finden nicht nur bei den Rück­vermerken der genannten vier Urkunden Zusätze von einer Hand des be­ginnenden 16. Jahrhunderts, sondern erkennen diese Hand auch noch auf nachstehenden vier Urkunden: 1469 Juni 26: „kauffbrieff umb das holcz am Puechperg hinder Weidingsaw“. — 1493 Juli 4: „kauffbrieff umb 20 jeuch akher ausserhalb Sand Ulreich und dient in Passawer hoff da- selbs 5ß 10 -Ä“. — 1498 Mai 5: „lehenbrieff umb den zehent zu Kressen- prun“. — 1507 Mai 7: „vertragbrieff mit dem brobst von Walthawsen“.1 Eine ganze Reihe zeitlich vor 1507 fallender Urkunden aber blieb von der Neubeschriftung völlig unberührt; man begnügte sich bei ihnen mit den vorhandenen Dorsualvermerken. Bei der Zerstörung des Klosters ist sicher auch ein erheblicher Teil des Archivs zugrunde gegangen. Nur die wichtig­sten Urkunden und Grundbücher wurden gerettet und kamen 1533 nach St. Laurenz. Nach der von Bischof Faber aufgestellten Inkorporationsordnung sollten die beiden Archive von St. Laurenz und St. Maria Magdalena ge­trennt verwahrt werden.1 2 Dies war auch noch 1544 der Fall, denn der Visitationsbericht dieses Jahres nennt zunächst die wichtigsten Urkunden von St. Laurenz und in einem eigenen Abschnitt die „brieflichen urkhun- den, so zu S. Maria Magdalena closter gehert haben“.3 Aber wohl schon unter der Meisterin Hildegard Kaufmann, die sich im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nur mehr „Obristin zu St. Laurenzen“ nannte,4 scheint die Vereinigung der beiden Archivkörper erfolgt zu sein, die wir dann im ältesten erhaltenen Archivinventar vorfinden. Das „Inventarium über das dossier unnd gotshauß zu Sanndt Laurentzen zu Wienn, so auf der römi­schen khay. mt. etc. bevelch durch derselben commissari Cristoffer Hil- linger, der rechten doctorn, und Urban Meysinger beschriben und ain gleich­lautender inventari der erwirdigen frauen Ursula, maisterin daselbst, zuege- stellet worden“, vom 18. Juli 1566 führt unter „briefliche urkhunden“ 81 Stück an.5 Die Urkunden sind einzeln mit ganz kurzen Inhaltsangaben aufgezählt, eine fortlaufende Numerierung oder eine Einteilung nach Sach­gruppen ist nicht vorhanden. Wesentlich summarischer ist das zweite er­haltene Inventar, das am 29. Nov. 1590 von den Klosterräten Dr. Jakob Schwentner und Dr. Veit Spindler anläßlich der Installierung der Oberstin Katharina Strasser angelegt wurde. Neben einzeln angeführten Stücken finden sich hier kleinere Urkunden- und Aktengruppen ohne sachliche Gruppierung oder Numerierung wahllos aneinandergereiht.6 Die erste wirk­lich genaue Aufnahme des Urkundenbestandes von St. Laurenz zeigt uns das Inventar vom 31. Aug. 1620, angelegt von den Regiments-Klosterräten 1 StA., Rep. ad IV (AB. 379/2). 2 Wiedemann, S. 47. — Quellen zur Geschichte der Stadt Wien 1/1, Nr. 1045. 3 StA., Hs. Böhm Suppl. 445/2, fol. 462 f. 4 Wiedemann, S. 52. 3 WStA., Klosterakten, St. Laurenz, olim Fasz. 106, Nr. L 2. 6 Ebendort, Nr. L 3.

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