Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

576 Die Klosterarchive. Jakob Bertholdt und Michael Friderich und dem Klosterratssekretär und -registrator Hans Christoph Hörmann.1 Letzterer ist ohne Zweifel der eigentliche Verfasser und er hat dabei seinen Registratorberuf nicht ver­leugnet. Wir erhalten hier zunächst erstmalig eine Vorstellung von der Unterbringung des Archivs. Es lag in sieben „Trüchln“, deren erstes schwarz, mit Leder überzogen und mit Eisen beschlagen, das zweite von weißer, das dritte von gelber Farbe war; die andern vier sind nicht näher beschrieben, alle tragen Nummernbezeichnungen. In den Truhen 1 und 2 lagen die wichtigsten Originalurkunden des Klosters; sie sind im Inventar durchlaufend von 1—100 numeriert, mit knappen Regesten und mit ihrem genauen Tagesdatum verzeichnet. Die anderen fünf Truhen bargen Akten und minder wichtige Urkunden; sie sind schon einigermaßen sachlich ge­ordnet. Das Inventar von 1620 hat für uns deshalb einen besonderen Wert, weil es als einziges neben dem Inhalt der damals vorhandenen Urkunden auch deren genaue Daten anführt und sie so für manches heute verloren­gegangene Stück überliefert hat. Schon das nächste erhaltene Kloster­inventar vom 1. Dez. 1632, das die Regimentsräte Dr. Georg Pacher und Dr. Hans von Hüttendorf und der Regimentssekretär Hans Jakob Wasser­mann der Oberstin Polyxena Muschinger bei ihrer Einführung übergaben, steht weit hinter dem von 1620 zurück und ist eine Neuauflage des In­ventars von 1590.2 Immerhin zeigt es eine bemerkenswerte Erscheinung: dort, wo Einzelurkunden angeführt sind, finden sich spätere Nummernver­merke in hellbrauner Tinte in ganz bunter Reihenfolge. Sie erscheinen auch auf der Rückseite einzelner Urkunden und deuten ohne Zweifel auf eine erste interne Ordnung des Archivs. Denn bisher war, wenn wir von unvollkommenen Versuchen im 16. Jahrhundert absehen, das Urkunden­archiv überhaupt nicht systematisch geordnet worden. Die bei der Instal­lierung der Oberstinnen von den kaiserlichen Kommissären jeweils vor­genommene Inventarisierung brachte immer nur eine fallweise Verzeich­nung, aber keine dauernde sachliche Ordnung der Urkunden. Dazu ist es nun, wie es scheint, in der Zeit zwischen 1632 und 1668 gekommen, denn das am 21. April 1668 von den Regiments- und Klosterräten Johann Paul Freiherrn von Kaiserstein und Dr. Oswald Hartmann und dem Klosterrats­sekretär Dr. Ferdinand Hentaller für die Oberstin Theresia Eisenreich an­gelegte Inventar enthält den kurzen Hinweis: „Brieffliche urkunden; seind vermög eines absonderlich in geschrieben Pergamen gebundenen Registers ordentlich speciflciert, allermassen selbiges des closters hoffmaister in han- den hatt“.2 Dieser Vermerk, der von nun an in allen erhaltenen Inventaren fast unverändert wiederkehrt, bezieht sich auf das wahrscheinlich zwischen 1632 und 1668 entstandene älteste Archivrepertorium von St. Laurenz. Es ist nach der Aufhebung leider verlorengegangen. Die Ordnung, der es seine Entstehung verdankte, hat auch — wie schon erwähnt -— auf einzelnen Ur­kunden deutlich erkennbare Spuren hinterlassen. Wahrscheinlich war das Repertorium ein Stückverzeichnis, bestehend aus fortlaufend numerierten, sachlich gruppierten knappen Regesten. Ebendort, Nr. L 7. 2 Ebendort, Nr. L 8.

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