Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
570 Die Klosterarchive. Wallenfelds von dem Tagschreiber Andreas Albrecht in der Zeit vom 1. April bis 1. Okt. 1786 sorgfältig indiziert1 und als Fasz. 119—123 dem „Klosterratsarchiv“ angegliedert.1 2 Der 1812 von Hormayr und Knechtl begonnene, seit 1836 von Chmel und Meiller fortgesetzte Versuch, die zerrissenen Archive der aufgehobenen niederösterreichischen Klöster im StA. zu vereinigen, hat beim Archiv des Königsklosters zu einem ganz vereinzelt dastehenden Erfolge geführt. Hier ist es durch eine ganze Reihe von Einzelaktionen gelungen, von den 1782 gebildeten, 1783 verteilten Archivaliengruppen alle mit Ausnahme der Abteilungen N, 0, P und Teilen der Abteilungen A und R für das StA. zu erwerben. Schon 1813 erhielt Hormayr aus dem „Klosterratsarchiv“ 9 Urkunden der Abteilung I und 1 der Abteilung R, sowie von der Staatsgüteradministration 2 Urkunden der Abteilung A;3 1836 erwarb Chmel aus der Kameral-Gefällenverwaltung 102 Urkunden, zumeist der Abteilung Q (die aus der Lehenstube an die Kameraladministration gelangt waren);4 1844 trat die niederösterreichische Regierung die erwähnten Fasz. 119—123 der „Klosterregistratur“ (enthaltend die Abteilung I—M und R des Königsklosterarchivs) ab.5 1846 aber forderte Chmel von der Kameral-Gefällenverwaltung unter Vorlage der Konsignationen von 1782 die Abtretung der Abteilungen A—G; seltsamerweise waren diese Bestände von Auslieferungen nahezu unberührt geblieben, so daß Chmels Begehren fast restlos erfüllt werden konnte.6 Eine dritte, 1850 erfolgte Auslieferung aus der Kameral-Gefällenverwaltung brachte noch zahlreiche Akten, vornehmlich aber die lange Reihe der Geschäftsbücher (Abteilung H), an das StA.7 Den Abschluß bildete die 1869 erfolgte Erwerbung von je einer Erlaer und Ybbser Urkunde (die zweifellos aus Geschäftsbüchern, denen sie als Vorsteckblätter gedient hatten, herausgelöst worden waren) von der Hofbibliothek.8 Bereits 1851 war auch der Wallenfeld’sche Index ins StA. gelangt. So erfreulich diese weitgehende Vereinigung des Königsklosterarchivs im StA. war, so bedauerlich war die Tatsache, daß die auf Chmel und Meiller folgende Beamtengeneration sich nicht scheute, sie wieder zu zerstören. Schon die Verteilung der Urkunden auf zunächst drei verschiedene Repertorien (I, II, IV) war nicht dazu angetan, die Kenntnis der archi- valischen Provenienz zu erhalten. Noch übler aber wurde nach dem Tode Chmels den Erwerbungen von 1844, 1846 und 1850 mitgespielt. Die darin enthaltenen archivalischen Einheiten trugen zur Zeit ihrer Einlieferung noch die Signaturen, die sie 1782 im Klosterarchivsdepositorium erhalten hatten. Da im Gegensätze zu den meisten anderen Klosterarchivalien die Urkunden und Akten des Königsklosters noch im Kloster selbst sorgfältig einzeln in Hüllen aus grauem Papier eingeschlagen worden waren, waren im Depositorium die neuen Signaturen auf diese Hüllen geschrieben worden. 1 StA., Klosterakten, Königskloster-Index, 1 Band Großfolio. 2 StA., Rep. V (AB. 357), fol. 95—98. 3 Beilage zu Reg. des StA., Nr. 40/1813. 4 Reg. des StA., Nr. 22/1836. 5 Reg. des StA., Nr. 24/1844. 6 Reg. des StA., Nr. 62/1846. 7 Reg. des StA., Nr. 6/1850. 3 Reg. des StA., Nr. 621/2/1869. 9 Reg. des StA., Nr. 31/1851.