Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Wien: Königskloster. 571 Leider hat Meiller, als er über die Erwerbungen von 1844, 1846 und 1850 einen Zettelkatalog anlegte, fast alle diese Hüllen entfernt und vernichtet. Dadurch ist die restlose Identifizierung der einzelnen in den genannten Jahren erworbenen Archivstücke heute fast unmöglich geworden. Zunächst wurden diese Archivalien ohne Rücksicht auf ihre materielle Beschaffenheit in 12 Faszikeln aufgestellt. Bei der Arnethschen Auslieferung von 1872 kamen die Akten an das Archiv der Stadt Wien,1 die Geschäftsbücher und Urkunden blieben im StA. Erstere wurden der Handschriftenabteilung (Supplement) einverleibt, letztere kamen in die allgemeine Urkundenreihe. Lange Zeit unrepertorisiert (soweit sie nicht im Rep. V = AB. 357 standen), wurden sie erst von Winter und Lampel in das Rep. ad IV (AB. 379/2) eingetragen. Die 1850 erworbenen Akten hatte man auszuliefern ver­gessen; dadurch daß sie von Winter 1887 in die Faszikel 390, 392, 394, 395, 400 und 401 der Abteilung Österreichische Akten, Geistliches Archiv ein­geteilt wurden, ging die Kenntnis ihrer Provenienz und ihre Benützbarkeit vollkommen verloren. Erst die Bearbeitung der Klosterarchive für das Gesamtinventar des StA. ließ hier einen Wandel eintreten. Ein mit dem Archiv der Stadt Wien am 6. Febr. 1933 vereinbarter Archivalientausch brachte die 1872 aus­gelieferten Königsklosterakten dem StA. wieder zurück;2 sie wurden mit den hier verbliebenen Akten vereinigt, wobei nach Möglichkeit die Ordnung von 1783 wiederhergestellt wurde. Eine Zerlegung des Aktenbestandes in seine ursprünglichen Provenienzen (Abteiarchiv, Kommissariatsarchiv, Hofrichterregistratur) konnte einstweilen nicht erfolgen. Die Akten wurden 1937 als eigene Gruppe „Wien-Königskloster“ der Abteilung Klosterakten in 17 Faszikeln aufgestellt.8 Wien — St. Laurenz. Augustiner-Chorfrauenkloster. Schon vor dem Jahre 1300 war am Fleischmarkt zu Wien, zwischen Hafnersteig und Biberturm, ein Beguinenhaus zu St. Laurenz enstanden, in dem Witwen und Jungfrauen in klösterlicher Zurückgezogenheit, aber ohne eine kirchlich approbierte Regel lebten. Als die Beguinen 1301 von Bischof Wernhard von Passau den Befehl erhielten, sich eine Regel zu geben, traten sie in den Orden der Dominikanerinnen ein und unterstellten sich der Aufsicht des Wiener Dominikanerpriors.4 Diese Verbindung dauerte bis 1411. Damals kam es zu verschiedenen Mißhelligkeiten zwi­schen den Dominikanern und den Nonnen von St. Laurenz. Letztere wandten sich an Bischof Georg von Passau und erreichten, daß sie dieser am 1. Aug. 1411 seinem Schutze unterstellte. Die Dominikaner mußten dies nach einer nochmaligen Untersuchung am 18. Dez. 1413 anerkennen; auch die Appellation ihres Provinzials nach Rom blieb erfolglos, vielmehr löste Papst Martin V. St. Laurenz 1422 aus dem Verbände des Dominikaner­1 Keg. des StA., Nr. 130/1872. 2 Reg. des StA., Nr. 482/1933. 3 StA., AB. 35/12. * Theodor Wiedemann, Geschichte der Franenklöster St. Laurenz und Maria Magdalena in Wien. (Salzburg 1883), S. 1. Vgl. auch Bd. I S. 130* * Anm. 4.

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