Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Wien: Königskloster. 569 Mit der Aufhebung des Königsklosters, die, wie bereits erwähnt, von Joseph II. am 12. Jan. 1782 verfügt, am 22. dieses Monats von Johann Friedrich Freiherrn von Buol durchgeführt wurde,1 trat auch in den Ge­schicken des Archivs eine entscheidende Wendung ein. Das bei der Auf­hebung des Klosters angelegte Hauptinventar hatte, wie oben dargelegt •wurde, die beiden Archive und die Kanzleiregistratur des Königsklosters zum letztenmal in ihrem alten Zustand gezeigt. Die weiteren Schicksale der drei Bestände lassen sich nicht restlos erkennen. Ohne Zweifel ist die Kanzleiregistratur zum großen Teil von der Kameraladministration und ihren neuen Beamten im Königskloster und zu Erla übernommen worden. Was für die Verwaltung unbrauchbar schien, ist sicherlich vernichtet wor­den. Abtei- und Kommissariatsarchiv sowie eine Reihe von Akten und Geschäftsbüchern aus der Kanzleiregistratur und aus der Registratur der Rentämter Erla und Ybbs aber wurden, wahrscheinlich im Frühsommer 1782, in das Klosterarchivs-Depositorium im Siebenbüchnerinnenkloster ge­bracht. Dort wurden die Archivkörper natürlich vermengt und erhielten von Petsch und Pacassi folgende Neuordnung: A. Oeconomica .... 192 Stück K. Päpstliche Bullen . . 21 Stück B. Kaufbriefe . . . . 110 11 L. Fernere geistliche Ur­C. Testamente .... 60 künden ................... 1 1 D. Prozeßschriften . . 25 11 M. Privaturkunden . . 5 11 E. Zehente ................... 1 79 11 N. Autentiquen über hei­F. Leibgedinge, Zeugnis­lige Leiber und Re­se, Übergab und Ge­liquien ................... 3 2 11 waltbriefe . . . . 128 0. Fromme Vermächtnisse 168 11 G. Rechnungsschriften . 37 11 P. Obligationen . . . 97 1? H. Wirtschafts- u. Rech­Q. Lehen ........................ 1 27 11 nungsbücher . . . 39 R. Rejicienda .... 887 „ I. Fundationsurkunden 48 n Zusammen 2166 Stück Von diesen neugebildeten Gruppen scheinen E, F und 0 sehr bald stark geschmälert worden zu sein, die ersten beiden durch Abgaben an die Kameraladministration, die letzte durch solche an die Stiftungshofbuch­haltung. Denn das „Hauptbuch“, das die von den Archivkommissären an­gelegten Stückverzeichnisse enthält, weist bei den genannten Abteilungen des Königsklosterarchivs nicht mehr alle Stücknummern aus.1 2 Die große Zerreißung aber begann im Februar 1783. Am 17. Februar kam Ab­teilung N an die Kirchenkommission, am 21. Abteilung A an die Lehen­stube, am 22. der Rest von Abteilung 0 an die Stiftungshofbuchhaltung, am 17. März kamen Abteilung A—H an die Kameraladministration, am 10. Juni Abteilung P an die Vizehofkammerprokuratur. Den Restbestand (Abteilung I—M und R) übernahm Philipp Schwab am 31. August in die niederösterreichische Regierungsregistratur.3 Dort wurde er (samt den Rezepissen der ausgelieferten Abteilungen) unter der Leitung Franz von 1 UA., Stiftun^shof buch hal tung, Fasz. 74/2 b 1. 2 StA., Klosterakten. „Duplikaten oder Hauptbuch“, I, S. 1—125. 3 Ebendort, S. 42, 54, 63, 69, 125.

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