Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

554 Die Klosterarchive. den kaiserlichen Orator in Rom, Johann Friedrich von Madrutsch, 1583 März 15) wegen Erlangung des päpstlichen Konsenses zur Übertragung des Erlaklosters vom Benediktiner- an den Klarissenorden. Der Konsens Papst Gregors XIII. erfolgte mit der Bulle vom 9. Mai 1583 und nun vollzog der Kaiser am 13. Sept. 1583 die feierliche Überweisung Erlas an Königinwitwe Elisabeth, die es ihrerseits am 24. Okt. 1583 dem Königskloster übertrug. Schon am 27. September hatte Rudolf II. Propst Georg von St. Florian und Propst Oswald von Ardagger als landesfürstliche Kommissäre mit der Ein­antwortung von Erlakloster betraut. Elisabeth beauftragte am 25. Oktober ihren Obersthofmeister Johann Grafen von Rosdrashof, das Kloster in ihrem Namen von den Kommissären für das Königskloster zu übernehmen. Die Übergabe erfolgte am 31. Okt. 1583. Achtzehn Jahre später gelang der Äbtissin Agnes eine bedeutsame Vermehrung der Temporalien des Königsklosters durch die Erwerbung des erloschenen Zisterzienserinnenklosters zum Heiligen Geist vor der Stadt Ybbs. In der Ybbser Vorstadt Piesenegg, etwa 200 Schritte vor den Mauern der Stadt, war gegen das Ende des 13. Jahrhunderts ein Zisterzienserinnen- kloster entstanden, das vierte Frauenkloster dieses Ordens in Niederöster­reich.1 Das genaue Gründungsjahr und der Name des Gründers sind unbe­kannt. Starzer nennt zwar eine Ybbser Bürgerin Adelheid Gottschalkin als mutmaßliche Gründerin und den 27. Mai 1291 als Einweihungsdatum der Kirche, gibt jedoch dafür keine Belege.1 2 Die älteste erhaltene Original­urkunde des Klosters ist ein Schutzbrief Rudolfs III. vom 4. Juni 1301, der dem durch eine Feuersbrunst schwer heimgesuchten Kloster erteilt wurde.3 Am 27. Mai 1305 erhielt das Kloster von demselben Fürsten ein Privile­gium über die Deckung seines Brennholzbedarfes im Persenbeuger Forst, am 7. Sept. 1308 von Herzog Friedrich einen neuen Schirmbrief und ein Mautprivileg.4 Eine Übersicht über den Klosterbesitz zu Ende des 15. Jahr­hunderts gibt uns das Urbar von 1497.5 Die Frauen zum Heiligen Geist be­saßen damals Grundholden zu Neustadtl, St. Martin, Blindenmarkt, Ober- Zeidlern, im Machland (zu Neham, bei Rupoltzhofen, zu Ahatzberg bei Klam, unter St. Thomas, zu Kreuzen, Gremelsdorf und im Kreidöd), zu Dornbach, Bierbaum, Pölting, Mank, Ruprechtshofen, Oberndorf, Raben­stein, Hofstatt, Kirchberg an der Pielach, Weingärten in der Wachau (Arns­dorf, Spitz, Schwalienbach, Schall-Emmersdorf und Emmersdorf) und zu Rehberg, endlich ein Haus zu Stein. Die Türkenkriege und die Zeiten der Reformation brachten das Kloster in tiefen Verfall. Die landesfürstliche Türkensteuer machte die Veräußerung verschiedener Besitzungen notwen­dig, und wenn die Äbtissin auch 1530 die Befreiung von der Türkensteuer durchsetzte, so wurde sie doch durch die steigende Schuldenlast zu neuen 1 Marie Héyret, Das Kloster zum Heiligen Geist vor der Stadt Ybbs; Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien XXII, 39—49. 2 Albert Starzer, Ips (Topographie von Niederösterreich IV, 488—490). 3 Original, StA., Rep. I (AB. 375). 4 Original, StA., Rep. ad IV und Rep. I (AB. 379/2 und 375). 6 StA., Hs. Böhm Suppl. 182.

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