Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Wien: Königskloster. 553 Im 16. Jahrhundert ist das Kloster rasch von seiner Höhe herabge­sunken. 1525 war das Erlakloster schon so verarmt, daß es mit der Türken­steuer verschont werden mußte. Auf die Dauer aber war dies nicht möglich; die landesfürstlichen Kommissäre zwangen das Kloster 1547 schließlich zur Verpfändung einer Reihe von Gütern.1 Neue Kontributionen führten zu weiteren Verpfändungen; dabei sank die Zahl der Nonnen ständig. Als am Pfingstsonntag (25. Mai) 1572 die Äbtissin Margaretha Kolbmann starb, war der Konvent erloschen. Zunächst führte der Hofrichter Peter Dienst- dorffer unter Aufsicht des Probstes Sigmund von St. Florian und des Maut­ners zu Mauthausen, Hans Bernhard Hartmann, im Namen des Kloster­rates die Bewirtschaftung weiter.2 Schon 1569 war der Klosterrat an den Kaiser mit dem Plan herangetreten, die erlöschenden Frauenklöster in weltliche Erziehungsanstalten für junge Mädchen umzuwandeln.3 Als aber Maximilian II. 1572 für die ungarische Krönung seines Sohnes Rudolf drin­gend Geld benötigte, verpfändete er am 20. Okt. 1572 dem Prälatenstand unter und ob der Enns neben St. Bernhard, Traunkirchen und Schlierbach auch Erla für ein Darlehen von 20.000 fl.4 Am 1. Dezember übergab Dr. Chri­stoph Hillinger als Kommissär des Klosterrates die Administration des Klo­sters dem Abt Urban von Melk als „deputiertem Superintendenten“. Die Ad­ministration gestaltete sich aber so wenig ertragreich, daß der Klosterrat schon 1577 dem Kaiser den Vorschlag machte, sie dem Abt Matthias von Baumgartenberg zu übergeben. Trotz der am 27. Dez. 1577 erteilten Zustim­mung des Kaisers kam es jedoch nicht dazu und Abt Urban verwaltete das Erlakloster noch bis 1581. Zu Anfang dieses Jahres sollte der Prälatenstand die verpfändeten Klöster wieder herausgeben, doch fand der Klosterrat für Erla lange keinen geeigneten Verwalter. Erst am 18. Sept. 1581 konnte er den Abt von Melk beauftragen, Erla den Klosterratskommissären zur Einantwortung an den neuen Administrator, Bruder Markus Seger, Kon- ventualen von Zwettl, zu übergeben. Aber schon am 18. Jan. 1583 wurde Seger wegen Mißwirtschaft und sittenlosen Lebens enthoben und durch Bruder Christoph Thutt aus St. Florian ersetzt. Als nun Königinwitwe Elisabeth 1582 ihr Königskloster gegründet hatte und auf seinen wirtschaftlichen Unterhalt bedacht war, führten ihre Bestrebungen eine bedeutsame Wendung im Schicksale von Erla herbei.5 Elisabeth hatte einen beträchtlichen Teil ihres Heiratsgutes im Betrage von 43.484 fl. bei der Hofkammer hinterlegt. Da diese aber zu einer Auszahlung nicht imstande war, machte Elisabeth am 27. Dez. 1582 ihrem Bruder Rudolf II. den Vorschlag, ihr als Dotation des neuen Klosters das auf 30.000 Ű. geschätzte Erlakloster zu überlassen. Rudolf II. gab hiezu am 23. Jan. 1583 seine Zustimmung und unternahm bald darauf die erforder­lichen Schritte beim Bischof von Passau (1583 Febr. 16) und bei der römi­schen Kurie (Schreiben an Kardinal Johann Ludwig von Madrutsch und an 1 Héyret, Erlakloster, S. 112f£. 2 StA., Klosterrat, Fasz. 3 (Erla). 3 nöLA., Klosterakten 281 (Klosterrat: St. Bernhard), Nr. 7. 4 StA., Klosterrat, Fasz. 3 (auch für die folgenden Angaben). 6 Die folgenden Angaben aus StA., Hs. Böhm Suppl. 134, fol. 1—42 und Nat. Bibi. Cod. ms. 13956, p. 37—39.

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