Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
542 Die Klosterarchive. (abgekommen, bei Auersthal) und Himberg, ein Haus zu Wien bei St. Pan- kraz, Gülten vor dem Schottentor, Weingärten, Wiesen und Krautgärten zu Mauer.1 Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts lagen Schloß und Kapelle baufällig und die Benefiziaten mußten ihren Gottesdienst in der St. Erhard- Kapelle verrichten, später wurde die Kapelle über dem Tore des Schlosses neu hergestellt. Die Lehenschaft über das Benefizium stand seit 1341 den Landesfürsten zu; am 26. Juli 1629 verlieh es Kaiser Ferdinand II. samt der Lehenschaft dem Jesuitenprobhaus. Als das Wiener Collegium Academicum, das seit 1609 die Herrschaft Mauer innehatte, in den Achtzigerjahren ein zweites Schloßgebäude in Mauer, die sogenannte Engelburg, erbaute, wurde das Benefizium dorthin übertragen.1 2 Am 5. Nov. 1631 stiftete der Jesuit Wolfgang Andreas Koffler dem Probhaus die von ihm ererbte Karlin g’s che Stiftung in der Kirche am Frauenberg zu Stein.3 1688 wurde die Stiftung an das Jesuitenkollegium Krems verkauft.4 — Am 1. März 1635 erhielt das Probhaus von Kaiser Ferdinand II. aus dem beschlagnahmten Vermögen des Grafen Adam Erdmann Trzka die Güter Schurz und Schatzlar im nordöstlichen Böhmen.5 Am 4. Okt. 1657 schenkten Johann Winsauer von Winsau und seine Gattin Maria Anna dem Probhause ihr Fr ei haus zu Weidling, am 17. Okt. 1660 ihren Edelsitz zu Lititsch in Böhmen;6 am 24. Aug. 1659 kaufte das Probhaus von Johann Christoph Purkhart die Moosmühle zu Moosbrunn.7 Im Jahre 1665 kam das Probhaus durch Ankauf in den Besitz des Würfelhofes zu Nußdorf (heute Wien, 19. Bezirk). Dieser ansehnliche Hof, zu dem eine stattliche Anzahl von Weingärten und Bergrechten gehörte, befand sich ehedem im Besitze des Wiener Bürgergeschlechtes der Würffel, das seit dem Ende des 14. Jahrhunderts nachweisbar ist. 1474 erhielt der Hof von Kaiser Friedrich III. ein Weinschankprivileg. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts besaß den Hof Johann von Puchau, er verkaufte ihn 1519 an Johann Süß. 1555—1591 ist Urban Süß als Besitzer nachweisbar, am 24. Sept. 1591 erwarb ihn im Wege der gerichtlichen Einweisung durch das landmarschallische Gericht Lazarus d. Ä. Henckel von Donners- marck von den Gläubigern des Urban Süß. In seinem Testament vermachte Henckel den Hof seinen Enkeln Elias, Gabriel und Georg Friedrich; von diesen gelangte der Hof um 1660 an ihre Schwester Maria Magdalena, die mit dem Grafen Karl von Auersperg vermählt war. Am 7. Jan. 1665 verkaufte Maria Magdalena Gräfin von Auersperg den Hof an das Probhaus.8 1 Karl Lechner, Das kirchliche Leben (in Mauer) von den Anfängen der deutschen Besiedlung bis zum Beginn der Neuzeit (Heimatjahrbuch Mauer bei Wien, 10,1933, S. 11—37). 2 JosefKraft, Die Zeit von 1500—1783 (ebendort, S. 38—78). — Fuudationsbuch, p. 27 ff. 3 Fundationsbuch, p. 37ff. 4 nöLA., Gültbuch, 23. Band, 1667—1701, Viertel Ob dem Manhartsberg, fol. 56. 5 Fundationsbuch, p. 43 ff. 6 StA., a. a. O., Probhaus St. Anna, Fasz. 2 (Weidling, Nr. 2). 7 Ebendort (Moosbrunn, Nr. 2). 8 Vgl. Oskar Schmid, Der Wiirfelhof in Nußdorf und der Henckelische Grundbesitz in der Umgebung Wiens (Manuskript). — Topographie von Niederösterreich, VII, S. 373 (sehr fehlerhaft). — StA., a. a. O., Probhaus St. Anna, Fasz. 3.