Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
540 Die Klosterarchive. item ein confirmation von den herrn von Wienn wegen des khirchlein zu S. Anna und Pilgramb hauß, darinn sy allermassen vergwisset werden der zugeher unnd ehren, ao. 1541.1 Wien — Jesuiten, Probhaus (Noviziat) St. Anna. Am 1. April 1573 hatten die Kommissäre des Klosterrates im Aufträge Kaiser Maximilians II. die Güter des erloschenen Klarissenklosters St. Anna den Jesuiten des „Kaiserlichen Kollegiums“ auf zwei Jahre zum Nutzgenuß übergeben, am 8. Dezember des gleichen Jahres hatten die Jesuiten die Verlängerung der Nutzungsfrist auf unbestimmte Zeit erreicht. Als Königinwitwe Elisabeth von Frankreich 1580 daran dachte, St. Anna für den Klarissenorden wiederherzustellen, schien es, als sollten die Jesuiten das Kloster und seine Güter wieder verlieren. Aber sie wußten dies durch ihre Gönner am Hofe Rudolfs II. nicht nur zu verhindern, sondern sie erreichten am 7. Okt. 1581 auch die eigentümliche Einantwortung von St. Anna. Am 19. Dezember setzte sie eine Resolution des Kaisers auch in den Vollbesitz des bis dahin von dem Reichssekretär Erstenberger bewohnten Hauptgebäudes des Klosters.1 2 3 So sehr nun die Güter von St. Anna eine höchst willkommene Vergrößerung der Dotation des Kollegiums waren, so wenig wußten die Jesuiten mit dem Klostergebäude anzufangen. Es diente keinem rechten Zweck und stand lange Zeit leer. Endlich am 15. Sept. 1620 verkaufte der Rektor des Kaiserlichen Kollegiums P. Florian Avancinus das Kloster und die Kirche von St, Anna dem Grafen Michael Althann unter Vorbehalt der grundherrlichen Rechte.2 Aber schon 1624 faßte Kaiser Ferdinand II., unter dem Einfluß seines Beichtvaters P. Wilhelm Lamormaini, den Plan zur Errichtung eines eigenen Noviziats (Probhauses) der Jesuiten und erwirkte dazu am 30. Nov. 1624 die Zustimmung des Kardinals Kiesi. Nun fand sich auch Graf Althann bereit, gegen Überlassung des Seminargebäudes zu St. Pancratius am Hof am 27. Jan. 1626 Haus und Kirche zu St. Anna den Jesuiten zurückzugeben. Gleichzeitig widmete er für das neue Probhaus ein zweites Gebäude, das ehemalige Enzianische Haus in der Johannesgasse. Am 22. März 1627 verzichtete der Rektor des Collegium Academicum P. Marcus Noel mit Zustimmung des Provinzials und gegen Erlegung einer bestimmten Geldsumme auf Haus und Kirche St. Anna zum Zwecke der Errichtung eines Probhauses durch Lamormaini. 1628 wurde das Noviziat (Domus Probationis S. J. ad S. Annam) eröffnet.4 P. Lamormaini wußte seiner Gründung nach und nach einen sehr beträchtlichen Güterbesitz zu verschaffen. 1 1541 Feb. 10, (Kop. StA., Klosterakten: Jesuiten in Wien, Collegium Academicum, Fasz. 1). 2 Vgl. Walther Latzke, Das Ende des Wiener Frauenklosters St. Anna (Historische Blätter, 9, 1937, S. 114). 3 Fundationsbuch des Probhauses St. Anna, p. 1. StA., Klosterakten: Jesuiten in Wien, Probhaus St. Anna, Fasz. 1. 4 Fundationsbuch, p. 1 und 2. — StA., Klosterakten: Probhaus St. Anna, Fasz. 1 (Haus St. Anna, Nr. 19, 23). — Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, II/l, S. 320.