Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
18. „Sebarn“, Urkunden von St. Clara mit Zuwächsen. 19. „Stadlau“, desgleichen. 20. „underschidliche Schrifften“, meist Urkunden des Karmeliterarchivs (Abteilungen D und X) über verschiedene Besitzungen. 21. „Walterskirchen“, Urkunden von St. Clara mit Zuwächsen. 22. „Weingärten aignes bau es“, Mischbestand über die Weingärten in Eigenwirtschaft. 23. „Weingärten in bestand“, desgleichen über die in Bestand verlassenen Weingärten. Den Grundstock der meisten dieser Abteilungen bildeten die entsprechenden Abteilungen des Archivs von St. Clara, wie sie uns schon im Übergabsverzeichnisse von 1572 entgegentreten. Dazu kamen für einzelne Abteilungen noch die Urkunden des Karmeliterarchivs. Einen weiteren Zuwachs bildeten die als Yorurkunden übernommenen Archivalien der von den Jesuiten neu erworbenen Herrschaften und Güter, so von Mauer (heute nicht mehr erhalten), Tresdorf usw. Endlich war seit der Niederlassung des Ordens ein eigener Jesuiten-Archivbestand erwachsen und bei der Verwaltung der übernommenen und neu erworbenen Güter wuchsen einer jeden der angeführten Abteilungen ständig neue Aktenbestände zu. Eine erhebliche Vergrößerung erfuhr das Archiv durch die Übertragung des Archivs von St. Bernhard nach Wien, die wahrscheinlich 1624 oder 1625 stattfand. Denn auch dieser Bestand ist anscheinend von der gleichen Hand und in der gleichen Weise geordnet worden. Freilich haben sich nur ganz wenige Eückvermerke erhalten, da die meisten von ihnen auf die Hüllen, die die einzelnen Urkundengruppen bargen, geschrieben waren. Die Urkunden selbst tragen nur die Stückziffern, die gleichzeitig, aber von einer anderen Hand geschrieben sind. Die Gliederung des Bestandes erfolgte nach den einzelnen Ortschaften, in denen die Besitzungen lagen. Innerhalb jeder Gruppe waren die Urkunden fortlaufend numeriert. Die betrachtete Ordnung des Jesuitenarchivs unterscheidet sich in einem Punkte ganz wesentlich von der gleichzeitigen Ordnung anderer Klosterarchive: sie macht keinen Unterschied zwischen Urkunden- und Aktenarchiv; in jeder Archivgruppe lagen die aufgeerbten Urkunden der drei alten Klöster zusammen mit den Akten, die im Archiv des Ordens allmählich erwachsen waren und den gleichen Gegenstand betrafen. Dieser Grundsatz ist — verbunden mit einer streng alphabetischen Anordnung der Archivgruppen — bis in die Zeit der Aufhebung gehandhabt worden. Im Jahre 1625 übersiedelte das ganze Archiv in das neue Gebäude des Kollegiums auf dem Universitätsplatz. Das gewaltige Anwachsen der Archivbestände machte noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts — ein genaues Datum läßt sich leider nicht angeben — eine neue und gründliche Ordnung des Kollegarchivs erforderlich. Im Hinblick auf die große Masse der Archivalien muß diese Neuordnung wohl als eine höchst bedeutsame Arbeit gewertet werden. Unter den schweren Verlusten, die das Archiv des Kollegiums nach der Aufhebung des Ordens erlitten hat, ist wohl einer der schwersten und bedauerGeschichte einzelner Klosterarchive: Wien: Jesuiten, Collegium Academicum. 535