Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Passau (1290); daran schließen sich drei Urkunden über einen Zehent­tausch mit dem Kloster St. Nikolaus in Passau (1315—1320) und die Schenkungsurkunden des Grafen Heinrich von Hardegg und seiner Gattin Wilbirgis (1269—1312). Der weitaus größere Teil des Kopialbuches aber besteht aus Abschriften der Kaufbriefe, mit denen das Kloster in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die verschiedensten Güter erwarb. Diese Ab­schriften sind nach den einzelnen Orten angeordnet, die so entstandenen Gruppen mit Überschriften (im Original rubriziert) versehen, z. B. „nota privilegia super redditus in Waiczendorf“, ebenso „in Ne 1 iw (Obernalb)“, „in Zeldrendorf (Zellerndorf)“, „in Wacczlinsdorf (Wetzelsdorf)“, „in Peygarten“, „in Heczmansdorf (Etzmans- dorf)“, „in Hard“, „in Geppendorf (Gobisdorf)“, „in Stranczen- dorf“, „in Tziechsdorf (Ziersdorf)“, „in Pfafsteten et in Wart- perch“, „in Gravenperch“, „in Egenprunn (Höbesbrunn)“, „in Moedrik (Mödring)“, „in Horn“, „in villa ad Sanctum Bern- hardum“, „in Prunn (Brunn an der Wild)“, „in Fuenveld (Fein­feld)“, „in Roerenpach“, „in Radwansdorf (Rottweinsdorf)“, „in Inferiori Glogencz (Nieder-Globnitz)“, „in Lewbs (Langenlois)“. Ein unmittelbarer archivalischer Zusammenhang zwischen den Ori­ginalurkunden und dem Stiftungsbuche läßt sich zwar zunächst nicht fest­stellen, doch unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß der Urkundenbestand entsprechend dem Aufbau des Stiftungsbuches geordnet war. Weiterhin ist bis zum Erlöschen des Klosters keine Neuordnung mehr festzustellen. Erst der Administrator Valentin Pirner (1584—1586) schenkte auch dem lange vernachlässigten Archiv seine Aufmerksamkeit. Er legte ein neues Kopialbuch an, in das er alle wichtigen Urkunden bis zum Erlöschen des Klosters verzeichnete. Dieser Papierkodex (codex char­taceus) liegt heute im Zwettler Stiftsarchiv. Mit der Übernahme des Klosters und seiner Güter erhielten die Jesuiten 1586 auch das Archiv von St. Bernhard. Sie beließen es zunächst dort und überprüften seinen Bestand. Denn jetzt erst erhielten die Ori­ginalurkunden einen sichtbaren Hinweis auf das Stiftungsbuch; alle dort eingetragenen Stücke zeigen auf ihrer Rückseite die bezügliche Folien­ziffer des Stiftungshuches in der charakteristischen zierlichen Jesuiten­schrift. Auf einem einzigen Stück (1455 Aug. 12) findet sich auch ein Hin­weis auf das Kopialbuch Pirners in dem Vermerk „nota litterae non sunt in libro fundationis scriptae sed in libro chartaceo föl. 294“. Erst nach der endgültigen Vereinigung St. Bernhards mit dem Wiener Jesuitenkollegium (1624) ist das Urkundenarchiv von St. Bernhard nach Wien in das Kollegium am Hof überführt worden; es ist jedoch mit dem Jesuitenarchiv niemals so enge verschmolzen wie die Archive der Kar­meliter und von St. Clara (St. Anna). d) Das Archiv des Kaiserlichen Kollegiums (1554—1625) und des Colle­gium Academicum (1625—1773). Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Jesuiten noch vor der end­gültigen Einverleibung von St. Bernhard und vor der Übersiedlung des Geschichte einzelner Klosterarchive: Wien: Jesuiten, Collegium Academicum. 533

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