Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Mauerbach. 483 bischöflichen und landesfürstlichen Privilegien mit den Ziffern von 1—60, die Urkunden über die Besitzungen außerhalb Wiens mit den Ziffern bis gegen 200, die Urkunden über die Besitzungen in Wien und Umgebung mit den Ziffern zwischen 200 und 350 bezeichnet sind. Die jüngste in dieser Ordnung noch berücksichtigte Urkunde ist die Privilegienbestätigung Ru­dolfs II. vom 26. Mai 1598.1 Mit dieser Ordnung ist dem Mauerbacher Urkundenarchiv im Seitzerhof wahrscheinlich jener Zustand verliehen wor­den, den die Kommissäre des Klosterrates vorfanden, als sie im Oktober 1615, nach dem Rücktritt des Priors Sebastian II. Aedilis, ein Inventar über die gesamte bewegliche Habe des Klosters anlegten. Dieses Inventar vom 29. Okt. 1615 verzeichnet unter der im Seitzerhof vorhandenen Fahr­habe „in der gewölbten earner an deß herrn priors schlaffcamer“ u. a. „ain cassten mit 12 Schubladen, darin des gottshauß stifftbrieff und freyhaiten“.1 2 Die letzte Ordnung der Urkunden während des Bestandes der Kar­tause erfolgte bald nach 1660. Es ist die Ordnung, die sich heute noch am klarsten und deutlichsten erkennen und erklären läßt. Mit ganz gering­fügigen Ausnahmen finden sich ihre Ordnungszeichen auf sämtlichen Stücken bis 1660 wieder. Sie bestehen aus ziemlich großen arabischen Zif­fern, die mit zinnoberroter Farbe auf die Rückseite der Urkunden gemalt sind, und aus darunter gesetzten kapitalen Majuskelbuchstaben in schwar­zer Tinte. Die Ordnung ist chronologisch (jedoch nicht innerhalb der ein­zelnen Jahre). Die chronologische Reihe ist in zeitliche (nicht sachliche) Untergruppen geteilt; jede dieser Gruppen ist mit einem Majuskelbuch­staben bezeichnet, der jeweils der Lade des Archivschrankes, in denen die Urkunden lagen, entsprach. Der Urkundenbestand umfaßte im Jahre 1660 383 Stücke, die sich auf 20 Laden (A—Y) verteilten. Außerdem finden sich noch einige Stücke, die keine Ziffern, sondern nur den Ladenbuchstaben tragen. Es sind Yorurkunden ohne direkte Beziehung auf die Kartause oder Urkunden vorübergehender Bedeutung (Gerichtsbriefe u. dgl.), die zeitlich in die betreffende Lade gehörten. — Auf zwei Stücken nach 1660 finden wir diese Ordnung noch fortgesetzt: auf der Privilegienbestätigung Leopolds I. von 1669 Aug. 7 3 noch von derselben Hand und in der gleichen Weise (385 W), aber mit Bleistift, auf dem Kaufbrief über den Taz zu Veim von der niederösterreichischen Landschaft4 von anderer Hand und in etwas anderer Art (X Nr. 390). Ein um 1680 von Kommissären des Klosterrates angelegtes Inventar enthält u. a. denVermerk: „privilegia und schrüftliche urkunden seindt in einem besondern gemach zu Wienn in Seuzerhoff in anzahl und Ordnung beysamben, wie daß hierüber biß anno 1669 verfaste registraturs inventarium nach dem lateinischen alphabet von A biß W außweist.“2 Hier finden wir den deutlichen Hinweis auf die oben erwähnte Ladeneinteilung; der jedenfalls bei der Neuordnung 1660 angelegte und bis 1669 weitergeführte Archivkatalog ist leider ebenso wie seine Vorgänger verlorengegangen. 1 StA., Urk. Rep. ad IV (AB. 379/2). 2 nöLA., Klosteraktexi, Fasz. 202 (Klosterrat, Mauerbaeh). 3 StA., Urk. Rep. ad IV (AB. 379/2). 4 1685 Aug. 23; ebendort, Urk. Rep. IV (AB. 379/1). 31*

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