Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

Geschichte einzelner Klosterarchive: Krems — Mauerbach. 479 niederösterreichische Regierung mit der Bitte um Abtretung weiterer im Jesuitenarchiv noch vorhandener und auf den Freihof bezüglicher Schrift­stücke. Über Weisung der Wirtschaftsdirektion vom 6. Juli 1776 erstattete der Winkelberger Verwalter am 19. Juli einen Bericht, in dem er die Ab­gabe von weiteren acht Stück Urkunden (1706—1765) und einem Faszikel Quittungen vorschlug.1 Ohne Zweifel wurde dieser Vorschlag auch ausge­führt. Im gleichen Jahre erhielt der Käufer des Gütchens Mühlthal, der Kremser Müller Franz Maurer, alle darauf bezüglichen Archivalien.2 Schon am 28. März 1776 hatte die niederösterreichische Regierung den Wirt­schaftsdirektor Holzmeister beauftragt, die Übertragung der für die Güter­verwaltung nicht notwendigen Archivalien des Kremser Jesuitenarchivs nach Wien zu veranlassen. Schmidimayr wählte hiefür 199 Stücke aus den alten Laden 1, 2, 5—7, 9, 10, 12, 19, 23, 28, 30, 31, 33, 35, 39, 41, 43, 44, 48, 49, 50, 52, 53, 112, 175 und 177 aus;3 sie kamen wahrscheinlich noch 1776 nach Wien. Aus dem in Krems verbliebenen Restbestand erhielten im Januar 1777 die Piaristen alle Archivalien über Kirche, Kollegium und Schule, im gleichen Jahre wurden dem Hofkriegsrat die Archivalien über das Seminar St. Eustachius ausgefolgt.4 Von dem übrigen Bestände ist wohl noch einiges ins Wiener Jesuiten­archiv gekommen, das Schicksal der Hauptmasse ließ sich nicht feststellen; wahrscheinlich kam sie nach Winkelberg und wurde beim Verkauf der Herrschaften Lengenfeld, Winkelberg und Weidlinghof unter diese verteilt. Die 1776 und später nach Wien gekommenen Kremser Jesuitenarchi­valien haben das Schicksal der Wiener Jesuitenarchive geteilt. Von Wallen- feld mit den übrigen Provenienzen vollkommen vermengt, durch Abtretun­gen noch geschmälert, kamen sie 1844 ins StA. Dort standen sie bis vor kurzem verstreut in den Fasz. 1—67 der Abteilung Österreichische Akten, Geistliches Archiv. Im Zuge der vorliegenden Arbeit hat der Verfasser es unternommen, die Archivalien auszusondern und systematisch geordnet als eigene Gruppe „Jesuiten in Krems“ innerhalb der Abteilung „Kloster­akten“ aufzustellen. Mauerbach. Kartause Allerheiligental. Die älteste der drei niederösterreichischen Kartausen ist die Kar­tause Allerheiligental zu Mauerbach. Ihr Gründer ist Herzog Fried­rich (III.) der Schöne. Er faßte 1313 gemeinsam mit seinen Brüdern den Entschluß zu dieser Gründung und berief noch vor seiner Königswahl Mönche aus Seitz, der ältesten Kartause auf österreichischem Boden, da­hin.5 Einen erheblichen Anteil an der Stiftung nahm Friedrichs Hofkaplan 1 StA., nö. Kameraladministration, Fasz. 9: 1776 Juli Nr. 2. 3 Ebendort: 1776 Juli Nr. 3/2. 3 Ebendort, Nr. 3/11. * Ebendort, Fasz. 15: Juni 1777 Nr. 20. — AfNÖ., a. a. O., Karton 124:1778 Nr. 55 in Jes. 6 Vgl. Leopold Brenner, Historia cartusiae Maurbacensis (1669), StA., Hs. Böhm 57. — Theodor Wiedemann, Geschichte der Kartause Mauerbach (Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien XIII [1873], S. 69—130). — Walter Boguth, Art. Mauerbach (Topographie von Niederösterreich VI, S. 275—295).

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