Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Wiener Schatzgewölbe. 25 ger reine Provenienzgruppe zu verbergen: so stammen die 38 Urkunden der Gruppe Obernburg (1284—1447) wohl zum größten Teil aus den Archiven der Grafen von Cilli und Heunburg. Bei vielen Gruppen ist es allerdings schon angesichts der kleinen Zahl der Stücke, aus denen sie bestehen, nicht möglich, mehr als lediglich den „Betreff“ zu erkennen. Betreffsgruppen in diesem Sinne sind z. B. auch die Gruppen Teutschorden und Rodiser Orden. Manche Abteilungen vereinigen fast alle der geschilderten Merkmale der Zusammensetzung; so enthält die nach den Ausstellern (den Bischöfen von Gurk) benannte Gruppe Gurk Urkunden, die zum Teil aus dem österreichischen herzoglichen Schatzgewölbe, zum Teil aus anderen Archiven, besonders dem der Grafen von Ortenburg, stammen mögen und endlich zum Teil wohl auch von Gurker Provenienz sind, wie die Lehenbriefe der Bischöfe. 1564 wurden diese nach Bistümern und Klöstern benannten Abteilungen im Hinblick auf den praktischen Wert der Urkunden nach territorialen und dynastischen Gesichtspunkten zwischen dem Kaiser und Erzherzog Karl geteilt. Ganz im kaiserlichen Schatzgewölbe verblieben die Gruppen der geistlichen Churfürsten Mainz, Köln und Trier, dann Passa u, Regensburg, Wien (Propstei von St. Stephan), Berchtesgaden, Deutscher Orden und Rodiser Orden, ferner die Gruppen der niederösterreichischen Klöster wie Klosterneuburg, Melk, Heiligenkreuz u. a., während die Abteilungen der innerösterreichischen Klöster Admont, St. L a m p r e c h t, Ossiach usw. sowie St. Jörgen Orden, Gurk, Seckau, u. a. ganz nach Graz kamen. Die Abteilungen Salzburg, Bamberg, Freising blieben teils in Wien, teils kamen sie an Erzherzog Karl. Bezeichnend für die bei der Zuweisung maßgebenden Gesichtspunkte ist der Originalvermerk der Teilungskommission bei der Gruppe Bischof von Passau: „Diese brieff sein verpintnus mit den fürsten von Österreich, daz die von Passaw alle Schlösser wellen offen halten und keins verwenden allain den fürsten von Österreich, sein communia und österreichisch im ladl beliben 1565.“ Auch Urkunden innerösterreichischen Betreffs blieben vielfach als „Communia“ in Wien, weil sie Besitz und Rechte des Gesamthauses Habsburg sicherten. — Die in Wien verbliebenen Urkunden finden sich wieder zum großen Teil — u. zw. durchwegs jene Urkunden, deren Empfänger oder Aussteller ein österreichischer Herzog ist — im Österreichischen Archivrepertorium von Weinkopf (AB. 374 e) und daher heute im Repertorium I (AB. 375), zum anderen Teil, u. zw. hauptsächlich die sogenannten Privaturkunden, aber auch in den Repertorien II und III (AB. 378/1—4); die nach Graz gekommenen im Repertorium XXIV (AB. 406). Es folgen nun im Band 2 des „Putsch“ noch zwei umfangreiche und ziemlich rein erhaltene Archive: das Archiv der Grafen von Görz und das der Herren von Walsee. Die gute Erhaltung dieser Archivkörper erklärt sich daraus, daß das Görzer Archiv bereits im Jahre 1500 nach dem Aussterben des Geschlechtes von Lienz nach Innsbruck kam und von hier dann durch Putsch im Jahre 1547 größtenteils nach Wien gebracht wurde