Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
26 Die Urkundenabteilung. und daß das Walseer Archiv auch noch während der Putschischen Archiveinrichtung, nämlich im Jahre 1545, durch eine königliche Kommission aus Niederwallsee als Ganzes nach Wien überführt wurde. Besonders das Archiv der GrafenvonGörzist von seltenem Reichtum; es zerfällt in ähnliche Untergruppen (Lehenbriefe, -reverse, Pfand' Schaft, Kauf usw.) wie das Schatzarchiv selbst und zählt nicht weniger als ungefähr 2500 Urkunden. Und doch enthält die Abteilung Altgrafen von Görz im 2. Band des „Putsch“ einen Bestand, der zwar von fremden Provenienzen ziemlich rein sein dürfte, aber keineswegs das ganze Archiv der Görzer Linie darstellt. Wir hörten ja schon, daß durch Putsch ein beträchtlicher Teil der Urkunden wohl wegen ihrer Wichtigkeit als Rechtstitel von dem Görzer Archiv abgetrennt und mit bezüglichen Urkunden des habsburgischen Archivs als eigene Gruppe Graven von Görtz gesondert aufgestellt und auch gesondert, nämlich im 3. Band des Repertoriums, eingetragen wurde.1 Andere Urkunden wieder, die Putsch gleichfalls als besonders wichtig betrachtete, verzeichnet© er im 1. Band (die Teilungskommission von 1564 vermerkt auf Fol. 301 des 2. Bandes am Beginn der Gruppe Altgraven v. Görz: „Alles E. C.“ [d. i. Erzherzog Karl] „außerhalb etlicher pintnus und anndrer brieff in der ersten abtailung liegend, so als communia verzaich- net“). Auch sonst finden sich noch gelegentlich, lediglich nach dem Betreff eingereiht, Görzer Urkunden, z. B. in der Abteilung Yenedig. Ferner sind eine Anzahl von Eintragungen im 2. Bande mit kleinen Kreisen am Rande bezeichnet, was nach dem Vermerk am Beginne der Abteilung Altgrafen v. Görz bedeutet, daß Putsch diese Urkunden in Innsbruck zurückließ. Außerdem aber gibt es, heute zum Teil im StA., zum Teil in Innsbruck, auch noch Görzer Urkunden, die im „Putsch“ überhaupt nicht eingetragen sind.2 Denn es waren auch nach der Überführung des Görzer Archivs nach Wien immer noch Görzer Archivalien in Innsbruck geblieben: abgesehen von den früher erwähnten, mit Ringen bezeichneten Urkunden im wesentlichen wohl die den zu Tirol gekommenen Teil der „Vorderen Grafschaft Görz“ betreffenden Archivalien. Das darf man schon aus der Weglassung Tirols in der ausführlichen Überschrift der Abteilung Görz schließen. So befindet sich z. B. ein um 1300 angelegtes Urbar über die Ämter der Vorderen Grafschaft Görz ebenso im Landesregierungsarchiv zu Innsbruck (Urbar 50/1)3 wie das im „Putsch“ am Beginn der ersten Unterabteilung „Lehenbücher, Register“ stehende und mit einem Ring bezeichnete „Lehen- puech der Graven von Görz ... anno 1400“. Als im Jahre 1806 das Innsbrucker Archiv nach Wien geflüchtet wurde und dann einzelnes aus seinen Beständen überhaupt in Wien verblieb, befand sich darunter auch eine „Lade Görz“. Sie enthielt nach der Konsignation der am 11. Juli 1806 dem StA. tatsächlich übergebenen Urkunden neben einem Exemplar des Tei1 Siehe S. 15. ä Vielleicht sind sie in dem im Innsbrucker Landesregierungsarchiv befindlichen, auch von Putsch angelegten Repertorium über das Görzer Archiv — das überhaupt genau untersucht werden müßte — enthalten. a Vgl. O. Stolz in der Festgabe für M. Wutte, 1936, S. 71.