Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

24 Die Urkundenabteilung. 1535 für König Sigmund von Polen und Elisabeth von Österreich). An ein­zelnen historisch wichtigen Dokumenten dieser Abteilung seien angeführt: das Konkordat von 1446 und dessen Bestätigungen und Erweiterungen von 1469 und 1473 oder der Geleitbrief Papst Nicolaus Y. für Kaiser Fried­rich III. zur Krönung nach Rom von 1451. Bei der Teilung von 1564 wur­den alle Dokumente dieser Gruppe als „Instrumenta communia“ bezeich­net und blieben in Wien; sie finden sich daher im Österreichischen Archiv­repertorium von Weinkopf (AB. 374 e) und heute im Repertorium I (AB. 375). Das gleiche gilt von den nur zwei Urkunden der folgenden Gruppe Patriarchen von Constantinopel. Die nächste Abteilung Patriarch von Agley hingegen kam fast ganz an Erzherzog Karl; ihre Urkunden, die, wie schon erwähnt, aus den verschiedensten Empfän­gerarchiven stammen — dem Archiv der Herzoge von Österreich (Verträge mit Rudolf IV., Albrecht III. von 1362 und 1374), der Grafen von Ortenburg (Sternberg), der Herzoge von Kärnten (aus dem Hause Tirol-Görz), der Grafen von Cilli u. a. —, reichen von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert und sind heute im Repertorium XXIV (AB. 406) ein­getragen. Die nach dem territorialen Betreff benannte Untergruppe Friaul enthält Urkunden verschiedener Aussteller (König Wenzel, König Sig­mund) für verschiedene Empfänger (Ortenburg, Cilli, Österreich) aus den Jahren 1409 und 1411. Die darauf folgende Unterabteilung Lehenbriefe der Patriarchen von Agley ist gleichfalls uneinheitlicher Provenienz; wir finden hier Lehenbriefe auf die Grafen von Sternberg, Thurn, die Herren von Auffenstein, die Schenken von Osterwitz, aus der Zeit 1285—1368. Die Provenienz der Urkunden der folgenden Abteilungen — Erzstifter, Bistümer, Orden und Klöster — ist meist das österreichische Schatzgewölbe, öfter auch ein anderes geistliches oder weltliches Archiv. Benannt sind die einzelnen Gruppen zum großen Teil nach dem Aussteller — die Urkunden sind eben meist vom Erzbischof, Bischof, Abt, Konvent ausgestellt —, zum Teil aber auch nach ihrem Betreff, der jedoch häufig zugleich den Empfän­ger und mit einiger Wahrscheinlichkeit die Provenienz verrät. So lassen sich doch manche Provenienzkörper und -splitter erfassen: z. B. enthält die Gruppe Bischof von Freising tatsächlich viele Urkunden Freisinger Provenienz, besonders Kaufbriefe (1276—1349) und Lehen­reverse auf die Bischöfe von Freising und noch andere Urkunden aus dem 14. Jahrhundert; ähnlich finden sich unter Wienn Urkunden der dom- pröpstlichen Registratur zu St. Stephan. Meist Urkunden der durch den Abteilungstitel bezeichneten Provenienz, aber auch Urkunden aus dem kaiserlichen Schatzgewölbe enthält die Abteilung St. Jörgen Orden. Umgekehrt, nur zum kleinen Teil provenienzmäßig zusammengesetzt, zum größten Teil hingegen aus Schatzgewölbeurkunden gebildet sind in der Regel die Klostergruppen: z. B. Klosterneuburg, Schotten, Melk, Heiligenkreuz, Admont u. a. Aber auch wenn es sich weder um (ursprüngliche) Schatzgewölbeurkunden handelt, noch der Ab­teilungstitel die Provenienz bezeichnet, so scheint sich doch unter dieser Betreffsbezeichnung (im prägnanten Sinne) ab und zu eine mehr oder weni-

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