Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius
246 Die Handschriftenabteilung. dieser Reisen wären auch die ersten Werke gewesen, die er — in Holland — veröffentlichte. Auf Drängen seines Verlegers hätte Dumont dann auch einige politische Broschüren und Bücher verfaßt, in denen er hinsichtlich der damaligen Verwicklungen gegen Frankreich Stellung nahm. Damit hätte er sich die Aussichten in seinem Vaterlande vollends verdorben, doch wäre durch diese Schriften und durch einen „Cours de droit public“, den er mit großem Erfolg eingerichtet, sein Name auch im Auslande bekannt geworden und hätte ihn deshalb Kaiser Karl VI. zu seinem Historiographen ernannt und ihn später in den Freiherrnstand mit dem Prädikat „von Carlscroon“ erhoben. 1726 wäre er in hohem Alter in Wien gestorben. Nach den Angaben des Freiherrndiploms und seiner Bittschriften stellt sich nun Dumonts öffentliche Wirksamkeit und sein Verhältnis zum Kaiser etwas anders dar. Darnach entstammte Dumont einem in der Bretagne ansässigen Adelsgeschlecht und wäre nicht er selbst, sondern sein Vater im französischen Militärdienst gestanden. Von ihm selbst wird nur berichtet, daß er in jungen Jahren die Welt bereist und sich sodann in den Niederlanden ansässig gemacht habe, wo er die Tochter des Barons Joh. Bertrand de Martaigne geheiratet hätte. Zur Zeit der Raubkriege wäre er auf Seite des Hauses Österreich gestanden und hätte aus freiem Willen und Ergebenheit sowohl dem König Karl II. von Spanien bei den Friedensverhandlungen von Ryswijk als dem Kaiser Josef bei den Verhandlungen im Haag 1709 und Karl VI. zu Utrecht 1713 die nützlichsten Dienste geleistet. Auch hätte er in seinen Schriften die Rechte des Kaisers auf die spanische Krone mit Klugheit und Geschick verteidigt und habe ihn deshalb und wegen seiner seit mehr als 20 Jahren erfolgten Veröffentlichungen zur jüngeren Geschichte der europäischen Staaten der Kaiser schon vor einiger Zeit zu seinem Rat und Historiographen ernannt. So weit das Diplom. Den erwähnten Bittschriften zufolge endlich, deren erste, an den Kaiser gerichtete aus dem Jahr 1714 stammt, ist Dumont im Jahre 1697 in die Dienste des spanischen Gesandten bei den Generalstaaten Don Francisco Bernardo de Quiros1 getreten und hat bis zu dessen im Jahre 1708 erfolgten Tod nicht nur den schriftlichen, französischen Verkehr der Gesandtschaft geführt, sondern sich auch an diplomatischen Verhandlungen beteiligt und eine Reihe von Denkschriften ausgearbeitet, in denen er die Rechte König Karls und des Hauses Österreich verteidigte. Als 1709 Hofkanzler Graf Sinzen- dorf nach dem Haag kam, trat Dumont auch mit diesem in Verbindung und verlor in der Folge durch seine diplomatische und publizistische Tätigkeit in Diensten des Hauses Österreich alle Pensionen, die er von anderen Auftraggebern bezogen hatte, so von den Generalstaaten und vom Kardinal Duc de Bouillon. Auch mit dem englischen Hof machte er sich durch seine Tätigkeit in Utrecht jede weitere Verbindung unmöglich. Er kam daher im Jahre 1714 nach Wien, um hier durch Vermittlung seines Gönners, des Grafen Sinzendorf, seine förmliche Aufnahme in den kaiserlichen Dienst zu betreiben. Diese scheint man ihm denn auch zugesichert zu haben, aber noch ein Jahr später, im August 1715, mußte er die endliche Inswerk1 Vgl. Repertorium der diplomatischen Vertreter, herausgegeben von L. Bittner und L. Groß, I. Band, S. 698.