Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Einleitung. 11 Strahl; bei den zurückbehaltenen Urkunden der ehemaligen ungarischen Abteilung fast ausschließlich die Hand ihres Verwalters Roschmann; bei den Salzburger Urkunden die Hände von Rosner und Knechtl; bei den Urkunden des Repertoriums IV die Hand Rosners. Bei der Bildung der Allgemeinen Urkundenreihe 1902 wurden vielfach die Hüllen erneuert und auf ein gleichmäßiges Format gebracht. Diese Arbeit wird in den letzten Jahren unter der Leitung Hüters fortgesetzt. Untergebracht waren die Urkunden seit der Archiveinrichtung durch Putsch in beweglichen tragbaren Truhen (Kasten) mit je acht Laden,1 und zwar war man auf dieses System durch die Erfahrungen gekommen, die man bei den damals bereits zweimal erfolgten Flüchtungen der Archivalien vor den Türken gemacht hatte (Schweinhämbls — Putschens Gehilfe — Archivinstruktion von 1547, Or. StA. Österreichische Akten Staat Fasz. 9, gedruckt bei Stowasser 1. c. 47: ... „und sich zuegetragen gehabt, das man die zu zwaien malin deß Türckhen unfride halb flohnen und wegkhfüern müessen, so sein sy hernach von merer richtigkhait wegen mit ainer solchen Ordnung bewart worden. Nemlichen sein truchen oder khasten gemacht, welcher yeder acht ladl hat, die man außheben unnd wexln khan“ ...). Damit war das System gefunden, das man, da es sich in Zeiten der Gefahr noch mehrmals bei Flüchtungen bewährte (1805, 1809, 1813, 1866),2 bis heute beibehielt. Denn bei der Übersiedlung ins neue Haus wurden auch die neuen, von Siegenfeld erdachten eisernen Kasten (Bd. I S. 135* Anm. 4) so gebaut, daß sie bei Gefahr leicht einzeln herausgezogen, gehoben und durch die straßenseitigen Fenster — das Urkundengeschoß ist ebenerdig — herausbefördert werden können. Putsch bezeichnete die Truhen mit Buchstaben, die Laden mit arabischen Ziffern: die Urkunden des alten Schatzgewölbes füllten 19 Truhen (A—T) mit 151 Laden (statt 152, weil die Truhe R statt 8 nur 7 Laden enthielt), wie der Aufstellungsplan am Anfang des Indexbandes (AB. 333/5) anschaulich zeigt (Abb. 1). Die Zahl der Urkunden betrug damals ungefähr 20.000, nach der Gründung des StA. etwas über 13.000 (Bd. I S. 61*), um die Jahrhundert­wende war die Zahl 14.000 fast erreicht. Seit 1806 sind die Truhen mit römischen Ziffern, seit 1826 Truhen und Laden mit arabischen Ziffern be­zeichnet. 1840 lagen über 63.000 Urkunden in 177 tragbaren und versperr­baren Truhen, die meist vier bis sechs Laden enthielten. In manchen Truhen, z. B. in der die Urkunden des Repertoriums IV enthaltenden, fehlten noch 1900 die Laden, so daß innerhalb der Truhen keine Ordnung aufrechtzuerhalten war. Heute sind etwa 70.000 Urkunden in über 1000 mit arabischen Ziffern bezeichneten Kasten mit je zwei Laden unter­gebracht. In den folgenden Ausführungen werden nun die einzelnen Urkunden­gruppen auf ihre archivalische Herkunft und provenienzmäßige Zusammen­setzung untersucht, ihre Schicksale und ihre Verteilung auf die bestehen­1 Über die Aufbewahrungsräume siehe Bd. I S. 126*ff. 2 Tatsächlich wurden die Urkunden bei Gefahr feindlicher Angriffe immer rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Siehe Bd. I S. 20*, 21*, 23*, 29*.

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