Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

I. Geschichte der Sammlung. 139 kanzlei entstammender Friedensakten aus dem Nachlaß des Grafen Ulrich K i n s k y1 und von 45 nicht näher bezeichneten und daher auch nicht fest­stellbaren Bänden aus dem Besitz des Grafen Wrbna.2 Bezüglich der ersteren Erwerbung ist noch zu bemerken, daß die heute noch in der Hand­schriftensammlung stehenden „Kinskyschen Manuscripta“ allerdings erst zu Beginn des Jahres 1756 ins StA. gelangten, während die 1749 übernomme­nen Bände heute in den Friedensakten der Reichshofkanzlei zu suchen sind. Können wir mangels näherer Angaben über diese beiden Zuwächse — insbesondere die vom Grafen Wrbna erworbenen Manuskripte — nur wenig sagen, so sind wir über den nächsten Einlauf an Handschriften, der dem StA. zugeflossen ist, die Sammlung Nostitz, wesentlich besser unter­richtet.3 Die Erwerbung dieser interessanten Sammlung hängt zusammen mit Rosenthals Reise nach Prag im Jahre 1750 und seiner dortigen Sammel­tätigkeit für das im Entstehen begriffene Zentralarchiv. Die Berichte über seine Erhebungen in Prag und die Beilagen hiezu geben uns allen erwünsch­ten Aufschluß, nicht nur über die Erwerbung, sondern auch über die Zu­sammensetzung und zum Teil sogar über die Geschichte dieser Sammlung. Sie geht zurück auf den kaiserlichen Gesandten in Schweden und nach­maligen böhmischen Oberstlandhofmeister Grafen Johann Anton Nostitz und umfaßt in der Mehrzahl ihrer 37 Bände Reichsakten, und zwar schwe­dische Aktenbeute, die Graf Nostitz in Stockholm rückgekauft hatte. Auch die nächste der Handschriftensammlung zugewachsene Erwer­bung, die das StA. machte, betraf zum weitaus überwiegenden Teil Bände der Provenienz Reichskanzlei. Es waren Re ichsregisterbücher von Ruprecht bis Maximilian, 44 Bände, die Rosenthal nebst 4 Bänden des Schatzarchivs im Jahre 1751 aus Innsbruck mitbrachte. Heute ge­hören die Reichsregister allerdings längst nicht mehr zur Handschriften­sammlung, sondern bilden in dem großen Bestand der Reichsarchive einen Körper für sich. Wieder waren es dann zwei Jahre später zwei Privatsammlungen Ge­lehrter, die den Manuskriptenbestand des Archivs bereicherten, die Samm­lungen Oedt4 und Straka,5 1753. Von der ersteren, dem Nachlaß des Grafen Johann Christoph v. Oedt, wurden laut Übernahmsakt zwölf Katalognummern mit 18 Bänden durch das StA. erworben. Davon sechs unentgeltlich, die übrigen sechs gegen Er­satz der Schreibkosten. Unter den unentgeltlich übergebenen Werken be­fand sich ein Originalband des „Putsch“ (AB. 332) und eine siebenbändige Abschrift desselben (AB. 335). Ihrem übrigen Inhalt nach steilen die vom StA. übernommenen Teile der Sammlung hauptsächlich Abschriften öster­reichischer Diplomatare und Zusammenstellungen von Hausurkunden dar, zeigen also ein ziemlich einheitliches Gepräge, sehr zum Unterschied von der annähernd gleichzeitig angekauften Sammlung Straka. 1 Vgl. Abschnitt Sammlungen Kinsky. 3 Vgl. Abschnitt Sammlungen Nostitz. 5 Vgl. Abschnitt Sammlungen Straka. Vgl. Abschnitt Sammlungen Wrbna. Vgl. Abschnitt Sammlungen Oedt.

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