Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
132 Die Urkundenabteilung. Wert der Thümenschen Sammlung liegt darin, daß sie 1. chronologisch an die hauptsächlich das Mittelalter und den Beginn der Neuzeit umfassenden Siegelsammlungen von Smitmer und von Sava anschließt, 2. daß ihre Siegel meist privaten Archiven entstammen, während die Originalsiegel an den Urkunden und Akten des StA. der Hauptmasse nach Siegel von Fürsten und staatlichen Behörden sind und aus dem Meer von Adelssiegeln nur ein verhältnismäßig kleiner Teil unter ihnen vertreten ist, und 3. daß auch von den Siegeln souveräner Fürsten in der durchwegs kleine Siegel enthaltenden Thümenschen Sammlung sich die Sekret- (Ring-) Siegel finden, die im StA., wo sich in erster Linie die feierlichen Majestätssiegel an den Ratifikationsurkunden der Staatsverträge erhalten haben, häufig mit den Umschlägen, auf die sie aufgedrückt waren, verloren gegangen sind; da die Regenten in der Regel mehrere Sekretsiegel führten, kommt es auch vor, daß die Thümensche Sammlung den Abdruck eines Stempels enthält, der im StA. nicht nachzuweisen ist (dies ist z. B. bei je einem Siegel der Königin Elisabeth von England und König Friedrich Wilhelms IV. von Preußen der Fall). Die Siegelabdrücke sind alphabetisch angeordnet, jedoch ohne chronologische Angaben und ohne Angabe der Provenienz. Ein auf der Rückseite des Kartons A am Schlüsse einer kurzen Geschichte der Sammlung (verfaßt von Eduard von Thümen 1889 zu Meran, wonach mit der Anlage der Sammlung „von einem Onkel meines Vaters“, „hauptsächlich in seinen Kadettenjahren“ begonnen worden war) angeführter alphabetischer Zettelkatalog fehlte leider bei der Erwerbung der Sammlung. Die Siegelsammlung „H a n d e 1 - M a z z e 11 i“. Sie besteht zumeist aus originalen Siegellackabdrücken, aber auch aus zahlreichen Gipsabgüssen besonders älterer Siegel sowie aus einigen Originalwachssiegeln. Im ganzen sind es etwa 3000 verschiedene mittelalterliche und neuzeitliche Siegel von Adeligen und Bürgern, von Bischöfen, Äbten, Kapiteln und Konventen, von Städten, Zünften, Akademien usw. Geordnet sind die Stücke alphabetisch auf über 100 Tafeln in 7 Schachteln. Katalog ist keiner vorhanden; jedoch ist jedes Stück beschriftet. Die Sammlung wurde 1935 durch Kauf erworben. Endlich sei der Vollständigkeit halber noch die 1934 durch Schenkung erworbene Siegelabdrucksammlung des Kommerzialrates Friedrich Jasper erwähnt. Sie besteht aus etwa 2000 Siegellackabdrücken von Siegeln einzelner adeliger Personen, dann fürstlicher Gutsverwaltungen (Starhem- berg-Kaunitz, Pálffy), von Bischofs-, Kloster- und Behördensiegeln, endlich von Stadtsiegeln; meist aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Nur ein kleinerer Teil ist mittelalterlich: so die meisten Städtesiegel, auch Klostersiegel (St. Margaretha in Wien) sowie ganz vereinzelte Stücke, wie ein Siegel des Bischofs Konrad von Salzburg oder ein französisches Damensiegel. — Daran schließen sich etwa 40 Kaisersiegel in Gips: Rudolf I., Albrecht I., dann Ferdinand I. (deutscher Kaiser) bis Ferdinand I. (Kaiser von Österreich); dabei auch ein paar ungarische Königssiegel (Andreas III.); auch einige Städtesiegel sind in Gipsabdrücken vorhanden.