Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Die Siegelsammlungen des StA. 133 Am meisten Wert hat noch die Reihe der Städtesiegel (z. B. Wien, Kor- neuburg, Krems, Ybbs, Preßburg, Brünn). Im ganzen ist die Sammlung nicht sehr wertvoll, da ihre Zusammensetzung wahllos ist, ein Katalog fehlt und nur ein Teil der Abdrücke mit Beschriftungen versehen ist und da die Herrscher-, Kloster- und Städtesiegel wohl fast alle bekannt und im StA. in Originalen oder Gipsabdrücken mehrfach vorhanden sind. 4. Siegelstempel. An originalen metallenen Siegelstempeln (Typaren) verwahrt das StA. außer den bereits erwähnten 620 Typaren der Smitmer-Sammlung (Verzeichnis AB. 410/41) vor allem die 374 Nummern (mit gegen 1000 Stücken) umfassende Reihe der Typare der römisch-deutschen, später öster­reichischen Kaiser samt den Typaren für deren einzelne Länder (also als Könige von Böhmen, Ungarn, Neapel usw.) seit Ferdinand I. als König von Böhmen und Ungarn und Rudolf II. als Kaiser, sowie der Typare einzelner regierender Erzherzoge der habsburgischen Nebenlinien und der Typare der Kanzleien (besonders der Reichskanzlei und der Staatskanzlei), Zentral­stellen und Behörden des römisch-deutschen Reiches und der habsburgi­schen Länder. In letzter Zeit kamen noch zahlreiche Amtssiegelstempel österreichischer Gesandtschaften, Konsulate und anderer Behörden (be­sonders der Hofbehörden) dazu. Ein von Rosner angelegtes, im wesentlichen chronologisches Verzeich­nis, an das sich ein alphabetischer Index schließt, ist der AB. 412. Wichtig für die Vollständigkeit dieses Bestandes war es, daß es im Jahre 1809 dem Registrator des italienischen Departements der Staats­kanzlei Zanetti gelang, „die k. k. Insigeln“ dem Zugriff der Franzosen, die damals die Registratur dieser Behörde verschleppten, zu entziehen, indem er die Typare in seine Wohnung brachte.1 Am 15. Okt. 1812 wird die Über­nahme „sämtlicher Sigillen“ seitens der Staatskanzlei bestätigt.2 Eine wertvolle Ergänzung war es auch, als im Jahre 1844 nach dem Tode des k. k. Staatskanzleirates Freiherm von Bretfeld-Chlumczanski aus dessen Siegelsammlung auf Grund von Gutachten des StA. und der Hof- und Niederösterreichischen Kammerprokuratur 22 Typare, „welche von Gliedern des a. h. Kaiserhauses, von k. k. Behörden und von aufgelösten geistlichen Korporationen herrühren“, gerichtlich (d. h. im Auftrag des Niederösterreichischen Landrechtes) ausgeschieden und an das StA. abge­geben wurden. Darunter befanden sich Typare Erzherzog Ferdinands von Tirol, der Königin Elisabeth von Frankreich (Gemahlin König Karls IX., Tochter Kaiser Maximilians II.), der Kaiserin Eleonore Magdalena (der dritten Gemahlin Kaiser Leopolds I.), Karls VI. als König Karls III. von Spanien, desselben als Erzherzogs von Österreich, Franz’ I. als Großherzogs von Toskana, Maria Theresias, Josefs II., Erzherzog Karls als Feldmarschalls, der Kaiserin Maria Ludowika, der Ordenskanzlei des Goldenen Vließes.3 1 Vortrag des Staats- und Konferenzministers Grafen v. Mailáth vom 17. Nov. 1809 (Staatskonferenz, Allgemeine Reihe Z). 2 Dipartimento d’Italia 1 a. 3 Administr. Registratur des Min. d. Äuß. F 4 (Ältere Pers.), Fasz. 23, „Bretfeld- Chlumczanski“. Gedruckter Katalog der ganzen Sammlung und Verzeichnis der vom StA. übernommenen Stücke von der Hand Firnhabers bei AB. 411.

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