Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

108 Die Urkundenabteilung. als 16.000 türkischen Urkunden. Nun waren in der Tat gelegentlich Archi­valien aus der Orientalischen Sektion des StA. an die Orientalische Aka­demie abgegeben worden, so z. B. die von Hammer-Purgstall zu diesem Zwecke ausgeschiedenen Aktenstücke. Aber es waren dies wohl keine Urkunden oder gar Staats ver träge und vor allem kann es sich nicht um eine so große Zahl handeln. Man suchte nun wenigstens die nach dem alten Repertorium im StA. einmal gewesenen Urkunden wiederzuerlangen. Im Jahre 1843 legte Chmel ein Verzeichnis von 37 Urkunden (Staatsverträge zwischen Österreich und der Pforte) vor, die sich in der Akademie befinden sollten und ersuchte die Staatskanzlei um Vermittlung. Als Ergebnis der Nachforschungen teilte der damalige Akademiedirektor Abt Josef Ritter von Rauscher am 22. Dezember desselben Jahres mit, daß „sich keine ein­zige Originalurkunde eines Staatsvertrages“ gefunden habe. Man blieb je­doch optimistisch. Im Jahre 1851 wurde der Generalkonsul und Gubernial- rat im äußeren Dienst, Ed. von Adelburg (vgl. Bd. I S. 3), der (wie vor ihm der k. k. Internuntiaturs-Dolmetschgehilfe Carl Freiherr von Buschmann [vgl. Bd. I S. 24] als Nachfolger des Archivars Anton v. Gévay) dem StA. für die Orientalia beigegeben worden war, beauftragt, an Hand des Re­pertoriums festzustellen, welche orientalischen Urkunden fehlten. Er stellte eine Liste von 17 Urkunden des Zeitraumes 1664—1795 zusammen; dar­unter befanden sich die Friedensschlüsse von Passarowitz 1718 und von Belgrad 1739, dessen Verlängerung 1747, der toskanische Friedenstraktat 1747, der Friede von Sistovo 1791. Es fehlten aber nach Adelburgs Bericht „noch viele andere wichtige Urkunden“, deren Liste er, sobald er die Ord­nung der türkischen Abteilung beendet haben werde, vorlegen wolle. Auf eine neuerliche Klage des StA. verlangte das Ministerium des Äußern im Jahre 1858 abermals die Angabe der abgängigen, besonders der seinerzeit an die k. k. Orientalische Akademie abgegebenen Urkunden und auf die entsprechende Eingabe des StA. erging nun seitens des Ministeriums im folgenden Jahre an verschiedene Stellen die Anordnung, Nachforschungen vorzunehmen. Das Ergebnis dieser Nachsuche war in der Orientalischen Akademie und ebenso in der Hofbibliothek negativ; der kaiserliche Inter­nuntius in Konstantinopel übermittelte dem Ministerium lediglich einige von der Pforte beglaubigte Abschriften. Hingegen wurden im Ministerium des Äußern selbst elf türkische Originalurkunden gefunden, worunter tat­sächlich einige der vermißten Staatsverträge waren: die türkische Rati­fikation des Passarowitzer Handelstraktates vom 27. Juli 1718 (der Friedensvertrag selbst allerdings nicht), die Verewigung des Belgrader Friedens vom 25. Mai 1747 und zwei türkische Instrumente des Frie­dens von Sistovo vom 4. Aug. 1791. Diese Urkunden, die zusammen mit den vom Internuntius eingesandten Abschriften dem StA. übermittelt wurden, sind im Repertorium XXIII (AB. 405) mit dem Vermerk „Vormals Repertorium Y“ nachgetragen.1 Im Jahre 1861 wurden endlich doch auch in der Orientalischen Akademie 30 türkische Urkunden, darunter allerdings nur etwa 15 Originale aus dem Zeitraum von 1575—1720, gefunden und * * Reg. des StA. Z. 152, 160/1858; 19/1859.

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