Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Die ungarische Urkundenabteilung. 105 kommen zwischen Herzog Albrecht III. von Österreich und Sigismund, 23. Aug. 1393 Huldigungsbrief des bosnischen Wojwoden an denselben, 19. Nov. 1411 Waffenstillstand zwischen König Wladislaw von Polen und Sigismund (dabei die polnische Vollmacht und die polnische Ratifikationsurkunde vom 27. Nov. 1411), mehrere Reverse auf Sigismund von 1424, königliche Familienurkunden, wie die Zuweisung ungarischer Schlösser durch Sigismund an seine Gemahlin Barbara vom 27. Aug. 1424 und die Einwilligung der Stände hiezu vom 1. Febr. 1427, Frieden zwischen König Wladislaw von Böhmen und Matthias Corvinus vom 19. Okt. 1478 (und zwar die böhmische Ratifikationsurkunde in tschechischer Sprache), der Heiratsvertrag vom 20. Mai 1515, Schreiben Maximilians I. an König Wladislaw vom 1. Mai 1506, der Stadt Scardona an König Ludwig vom 5. April 1522, des Kapitels von Eisenburg an Ferdinand I. vom 18. Aug. 1534 sowie noch einige andere Urkunden aus dem Archiv dieses Herrschers als Königs von Ungarn, nämlich 1535 Waffenstillstand zwischen Ferdinand und Johann Zápolya, 24. Sept. 1536 Verlängerung dieses Waffenstillstandes, 13. Jan. 1541 Verschreibung auf Ferdinand, 3. Juli 1542 Huldigung auf denselben, 22. Sept. 1554 päpstliches Breve an Ferdinand. Der noch heute im StA. befindliche Rest der ungarischen Urkundenabteilung zählt nur noch etwa 550 Urkunden (erstellen wir die Zahl aus den vorstehenden Darlegungen, so sollten es eigentlich über 600 Urkunden sein). Der Hauptteil, nämlich etwa 450 Urkunden, entstammt dem öster- reichisch-habsburgischen Schatzgewölbe, d. h. dem alten österreichischen Staatsarchiv und dem habsburgischen Hausarchiv; und zwar sind dies die Urkunden der Putschabteilung „Hungern“ (abgesehen von den wenigen darunter befindlichen ungarischen Kronarchivstücken) und ein Großteil der nicht im „Putsch“ (AB. 332, 333) eingetragenen Urkunden — meist nach 1550 —, bei denen sich jedoch auch eine Reihe von Reichsurkunden aus der Registratur der Habsburger als römisch-deutscher Kaiser, sowie von Urkunden verschiedener Herkunft befindet. Putschbestand sind dann auch noch die 40 Forchtensteiner und die 30 Cillier Urkunden. Jedenfalls ist das eigentliche altungarische Kronarchiv nicht mehr vorhanden. Eine Äußerung von türkischer Seite aus dem Jahre 1602 besagt, die Türken hätten bei der Eroberung Ofens 1541 keine Archivalien vernichtet oder verschleppt. Und da es Nachrichten gibt, die selbst noch für die letzte Zeit der Türkenherrschaft das Vorhandensein des Kronarchivs oder wesentlicher Bestände desselben in Ofen erschließen lassen, so kann auch im Jahre 1526 mit den Schiffen der nach Preßburg fliehenden Königin Maria höchstens ein Teil untergegangen sein, wenn man bei der überstürzten Flucht überhaupt an das Archiv gedacht hatte. So dürfte das ungarische Kronarchiv im wesentlichen erst dem Brande zum Opfer gefallen sein, der im Jahre 1686 Festung und Königsschloß in Ofen einäscherte.1 Es ist daher auch begreiflich, daß die 1893 und dann abermals 1908 in der unga1 Vgl. neuerdings Czobor Alfréd, Országos Levéltár fellálitásának terve 1701 — ben és az ország iratainak korábbi megőrzése. Levéltári Közlemények Bd. III (1926), bes. S. 8—15; und Belitzky Járos, Megvolt-e a magyar királyok Középkori levéltára a török Budán? (ib. XII, 1934, S. 155ff.).