Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

98 Die Urkundenabteilung. 1823 noch einige Staatsverträge mit Polen (1589, 1656, 1657 und 1676) aus dem Archiv der Vereinigten Hofkanzlei ins StA. Die „Reichsurkunden“, die uns zunächst interessieren, sind ein­getragen im Repertorium XVIII (AB. 401). Wir finden hier aber nicht nur Urkunden aus der Zeit nach Maximilian I. oder gar nach 1565, sondern auch ältere, die zweifellos zum Teil den alten Schatzgewölbearchiven entstam­men. Wie sind nun die Schatzgewölbeurkunden in die Registratur der Reichskanzlei gelangt? Wir erinnern uns, daß wir bei Besprechung der Innsbrucker Archive hörten, daß im Jahre 1627 der Reichshof rat Dr. Johann Anton Popp Reichsarchivalien aus dem Innsbrucker Schatzarchiv nach Wien in die Reichskanzlei brachte \ Tatsächlich können wir an der Hand des noch vorhandenen Verzeichnisses (AB. 120) feststellen, daß sich ein Teil dieser Urkunden im Repertorium XVIII findet; z. B. die .Quittungen von 1506 über die von schwäbischen und bayrischen Reichsgliedern geleistete Reichshilfe oder der Gebotsbrief König Wenzels vom 14. März 1383, der von ihm mit den Fürsten geschlossenen Einung beizutreten. Andere dieser älteren Ur­kunden des Repertoriums XVIII stehen jedoch nicht in dem Verzeichnis von Popp; sie dürften schon früher aus dem Schatzgewölbe ausgeschieden, viel­leicht unter Maximilian I. in das im Jahre 1506 zu Innsbruck neu organi­sierte Zentralarchiv gegeben worden sein. Gleichwohl waren und blieben immer noch eine beträchtliche Anzahl von Reichsangelegenheiten betreffenden Urkunden im Schatzgewölbe und gelangten daher später in die Österreichische Abteilung des StA. Abgesehen davon, daß auch einzelne von Popp nach Wien gebrachte Urkunden nicht in die Reichskanzlei, sondern ins Schatzgewölbe kamen, wurden die von Rosenthal 1751 aus Innsbruck gebrachten „Reichsurkunden“ gleich in dem eben gegründeten StA. hinterlegt; desgleichen auch einzelne der über München im Jahre 1837 nach Wien zurückgelangten Innsbrucker Urkunden. Dazu kommen noch „Reichsurkunden“, die niemals aus dem Wiener Schatz­gewölbe entfernt worden waren. Im alten Schatzarchiv waren eben in gleicher Weise Familien-, Staats­und Reichsurkunden vereint. Die Reihe der Reichsurkunden, deren Haupt­masse Lehenbriefe und -reverse, Pfand- und Aufsandbriefe bilden, wird allerdings erst reicher und dichter, seit die Habsburger deutsche Könige, bzw. Kaiser sind. Aber es sind auch ältere, aus den Registraturen der Luxemburger und Wittelsbacher stammende Urkunden in das Schatzgewölbe gelangt, sei es gelegentlich ihrer Bestätigung oder Erneuerung durch die habsburgischen Herrscher, sei es durch Erbgang — wie die Reichsurkunden unter jenen öfter erwähnten luxemburgischen Urkunden, die Albrecht II. von Sigismund überkam — oder sonst irgendwie infolge der Rechtsnach­folgerschaft der Habsburger nach den älteren Dynastien. Es sind uns ja auch im 1. Kapitel in mehreren Abteilungen des Wiener Schatzgewölbes (AB. 333) Reichsurkunden begegnet, so in der Abteilung Kaiser und Könige, dann in den nach einzelnen Staaten benannten Abtei­lungen (z. B. unter „Portugal“ Bündnis König Alfons von Aragon mit 1 1 Siehe S. 69.

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