Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Archiv des Erzstiftes Salzburg — Das Wolfsberger Archiv. 95 das heute in Gebrauch stehende Repertorium XI (AB. 386), dessen Blätter am Rand die Nummern des Knechtischen Verzeichnisses ausweisen. Es bringt allein von allen Salzburger Repertorien die Urkunden nicht nach Sachgruppen (Status), sondern in einer einzigen chronologischen Folge. Das Wolfsberger Archiv. Wolfsberg im Lavanttal in Kärnten war bis 1759 die Residenz des bambergischen Vizedoms für die hochstiftischen Besitzungen in Kärnten.1 Die wichtigsten dieser Besitzungen waren: Burg und Stadt Wolfsberg (ursprünglich nur ein von den Bamberger Bischöfen gegründetes, von Ministerialen bewohntes Schloß, das seinen Namen nach dem südöstlich von Bamberg in Franken gelegenen Schlosse Wolfsberg führte und als bamber- gisch zuerst 1178 erwähnt wird; Bischof Heinrich, 1242—1257, gründete hier ein Minoritenkloster); Markt und Schloß Griffen (seit der Gründung des Bistums Bamberg in dessen Besitz), wo der Bischof im Jahre 1236 ein Prämonstratenserkloster gründete; Burg und Stadt Villach, wo das Bistum bereits 1060 von Heinrich IV. Markt, Zoll und Münze erhielt (Mon. Hist. Duc. Car. 3, n. 338), und in dessen Burgamt Bleiberg lag. Im Jahre 1759 kaufte Maria Theresia alle bambergischen Güter in Kärnten um 1,000.000 fl. für den Staat an.2 Laut § 2 des Kaufvertrages wurde damals auch das Archiv mitübergeben, blieb aber in Wolfsberg. Dort erfolgte eine Ordnung des Archivs, indem die wie „Häckerling und Stroh“ untereinandergewürfelten Urkunden chronologisch gereiht, mit Papierhüllen versehen und diese beschriftet wurden. Erst im Jahre 1823 erhielt der k. k. Rat und erste Hausarchivar Knecht! den Auftrag, aus dem Wolfsbergischen Archiv das für das StA. Geeignete auszuscheiden. Im Schlosse der kaiserlichen Kame- ralherrschaft Wolfsberg fand Knechtl alles in großer Verwahrlosung: das Archiv war an vier verschiedenen Orten zerstreut, „mehr als die Hälfte war durch Fäulnis und Ratten zugrunde gegangen“. Vom 8. bis 25. Juli war die Ausscheidung durchgeführt. Es blieb damals angeblich nur „Weniges von minderer Erheblichkeit“ in Wolfsberg zurück. Später brachte jedoch Knechtl nach seinen eigenen Worten in Erfahrung, daß man ihm in Wolfsberg nicht alle Lokalitäten, in denen Archivalien aufbewahrt waren, gezeigt hatte. Und obwohl ein beträchtlicher Teil der Wolfsberger Archivalien in das bischöfliche Archiv nach Bamberg gekommen sein dürfte, berichtet doch noch im Jahre 1880 der Hauptmann von Beckh-Widmanstetter an das StA. von „zahlreichen den weitläufigen bambergischen Besitz betreffenden Akten und Protokollen“, von denen ein Teil an den Geschichtsverein in Klagenfurt abgeliefert worden sei, ein Teil aber noch im Turm des einstigen Gerichtshauses von W.olfsberg aufgeschlichtet liege. Unter diesen heute auch nach Klagenfurt (Landesarchiv) gebrachten Archivalien befinden sich nach demselben Bericht auch Urkunden, deren ältestes Original vom Jahre 1 Zu diesem Kapitel vgl.: August v. Jaksch, Die Entstehung des Bamberger Besitzes in Kärnten (Carinthia 97 [1907]); M. Wntte, Die Lage der bambergischen Herrschaften in Kärnten vor ihrem Verkauf im Jahre 1759 (ebenda); Derselbe, Das Archiv des Geschichtsvereins für Kärnten (Carinthia 103 [1913]). J Das Original der bambergischen Ratifikation vom 2. Jan. 1760 erliegt im StA.