Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
Das Archiv des Erzstiftes Salzburg. 91 1821 endlich erfolgte die letzte Auslieferung von über 100 Salzburger Urkunden.1 Im ganzen wurden also etwa 370 Berchtesgadner und etwas über 350 Salzburger Urkunden ausgeliefert. Die ausgelieferten Urkunden der salzburgischen Archive sind in den Repertorien (VIII—XI = AB. 383—386) durch ein beigefügtes „Extradirt“ kenntlich gemacht. Vom Berchtesgadener Archiv besitzt das StA. heute nur mehr einen kärglichen Rest, kaum 20 Stück (eben die die berchtesgadenschen Besitzungen in Österreich und die österreichische Vogtei über Berchtesgaden betreffenden Urkunden); im Jahre 1912 wurden 21 Urkunden — dabei aber auch einige Stücke aus dem Wiener Schatzgewölbe (Putsch = AB. 333 2. Bd. Abt. Berchtesgaden) — zur Auslieferung vorbereitet, schließlich aber nicht ausgeliefert; sie sind heute wieder in die Allgemeine Urkundenreihe eingeteilt.1 2 Im übrigen ist der am Anfang des 19. Jahrhunderts übernommene Urkundenbestand des Salzburger Archivs mit 13.042 Urkunden fast ungeschmälert im StA. Er umspannt den Zeitraum von (789) 816—1806 und besteht aus vier Abteilungen, der Politischen Abteilung mit 4921 Urkunden (Repertorium VIII = AB. 383), der Kameralabteilung mit 3522 Urkunden (Repertorium X = AB. 385), der Geistlichen Abteilung mit 1423 Urkunden (Repertorium IX = AB. 384) — diese drei Abteilungen enthalten die Urkunden des erzbischöflichen Archivs (9866 Urkunden) — und den 3176 Urkunden des Archivs des Domkapitels (Repertorium XI = AB. 386). Die Urkunden der umfangreichsten Abteilung, der politischen (Repertorium VIII = AB. 383), betreffen die Politik des Erzstiftes — auch die Wirtschaftspolitik — nach außen und im Innern sowie die Verwaltung. Sie sind ihrem Inhalt nach in 52 „status“ gegliedert. Der Status 1 enthält die Regalien- und Gerichtsbarkeitsverleihungen der deutschen Herrscher von Rudolf I. (1278) und Adolph (1292) bis Josef II. (1775) für die Erzbischöfe; Status 2 Besitz- und Privilegienbestätigungen, Schenkungen und Schutzbriefe, erteilt von den deutschen Kaisern und Königen, angefangen von der Bestätigung der Immunität und des Königsschutzes durch Ludwig den Frommen vom Jahre 816 (5. Februar) — der ältesten Originalurkunde des StA. überhaupt — bis zum Privilegium de non appellando Kaiser Josefs II. vom 21. Nov. 1777. Bis zu der Besitzbestätigung Heinrichs IV. vom 23. Aug. 1062 wurden diese Urkunden jedoch ins Domkapitelarchiv übertragen; sie sind in dessen Repertorium (Repertorium XI = AB. 386) daher gleichfalls verzeichnet und im Repertorium der Politischen Abteilung (Repertorium VIII = AB. 383) durch ein beigefügtes „D. K.“ (= Domkapitel) kenntlich gemacht. Die übrigen Status enthalten Verträge Salzburgs mit Österreich, Steiermark, Kärnten, Bayern und Tirol (von den 1 Reg. des StA. Z. 12/1821; Zettelkatalog jetzt bei Z. 72/1912. 2 Dazu kommen noch einzelne Berchtesgadener Urkunden, die ins erzbischöflich Salzburgische Archiv (Geistliche Abteilung, Nr. 21, „Stift Berchtesgaden“) hineingeraten waren, wie 16. Sept. 1323 Ludwig der Bayer bestätigt die Freiheiten der Kirche zu Berchtesgaden oder Ansuchen der Erzbischöfe an die Pröpste wegen Holzaushilfe zu dem Bergbau am Dürnberg 1362 und 1365.