Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

90 Die Urkundenabteilung. werden; hier wurden umgekehrt nur die Archivalien zurückbehalten, die sich auf die ehemals berchtesgadenschen Besitzungen in Österreich und die österreichische Yogtei über Berchtesgaden beziehen. Die „Documenta communia“, die bei der ersten Auslieferung berchtesgadenscher Archiva­lien noch zurückbehalten worden waren, wurden im Jahr darauf auch aus­geliefert, während von den „Instrumenta communia“ des salzburgischen Archivs nur Abschriften ausgefolgt wurden; Salzburger Originalurkunden wurden nur ausgeliefert, wenn ihr Inhalt ausschließlich die früher aufge­zählten an Bayern abgetretenen Gebiete betraf. Diese Auslieferungen erfolgten, von Knechtl geleitet, in dem Zeitraum von 1817—1821, und zwar verteilen sie sich auf die einzelnen Jahre wie folgt: 1817 wurden etwa 50 Urkunden nach München ausgeliefert, welche Verträge zwischen Salzburg und Berchtesgaden oder zwischen Salzburg und Bayern über den Salzbau am Dürnberg, die dortigen Wälder und die Grenzen zwischen Salzburg und Berchtesgaden sowie die salzburgischen Schwarz- und Zinswaldungen im oberen Saalachtal enthalten. Und zwar handelt es sich hier fast immer um bilaterale Verträge, die, wie meist das Eschatokoll selbst angibt, in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt wurden, z. B. die Salinenverträge zwischen Salzburg und Berchtesgaden von 1198 (Salzburger Urkundenbuch Bd. 2 n. 520), 1211 (sogar drei Originale, ebenda Bd. 3 n. 648), 1585 oder 1628. Die Berchtesgadener Exemplare wurden ausgeliefert und befinden sich heute im Hauptstaatsarchiv in Mün­chen, die Salzburger liegen noch heute im StA. (Rep. IX, Geistl. Abt. [AB. 384], Status 21). Ähnlich ist es, wenn z. B. die dem Salzburger Dom­kapitel von Berchtesgaden erteilte Bewilligung zum Salzbau zu Schozris vom Jahre 1271 in Wien blieb, während der Salzburger Revers hierüber in München liegt. In einigen Fällen, wo nur eine Urkunde vorhanden war und ist (1195 Cölestin III. an den Erzbischof von Salzburg betreffend Streit mit Berchtesgaden, 1208 Innozenz III. ernennt Kommissäre zur Entschei­dung des Streites, 1365 Erzbischof Ortolf an Propst Peter von Berchtes­gaden), befindet sich diese in Wien.1 Im selben Jahre, 1817, wurden dann auch die Hauptmasse des Berch­tesgadener Archivs — 315 Urkunden (Übernahmsbestätigung vom 10. Juli)2 — und endlich auch noch über 30 Urkunden aus dem Salzburger Dom­kapitelarchiv ausgeliefert.3 1818 folgten noch über 50 Berchtesgadener Urkunden — die bisher zurückbehaltenen „Documenta communia“ sowie 30 Salzburger Urkunden.4 1820 wurden 203 Salzburger Urkunden abgegeben, darunter Urkunden Ottos I. von 959, Ottos II. von 976 und Heinrichs IV. von 1062; fast alle stammen aus dem Archiv des Domkapitels (Repertorium XI = AB. 386), nur einzelne aus der Geistlichen Abteilung (Repertorium IX = AB. 384, z. B. die Urkunde Erzbischof Eberhards vom 24. Febr. 1218 über die Er­richtung des Bistums Chiemsee).5 1 Keg. des StA. Z. 5/1817, Verzeichnis III. 2 Reg. des StA. Z. 5/1817, Verzeichnis I. 3 Reg. des StA. Z. 8/1817. 1 Reg. des StA. Z. 19/1818. s Reg. des StA. Z. 16/1820.

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