Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Das Habsburg-Lothringische Familien Archiv von Fritz Von Reinöhl
Maximilian von Mexiko, dessen Archiv — Sammlung Kronprinz Rudolf. 49 Am 24. Juli 1877 übergab der Erzieher des Kronprinzen Feldmarschallleutnant Josef Latour von Thurnburg sämtliche auf die Studien des Erzherzogs bezüglichen Akten aus der Zeit vom November 1864 bis Juli 1877 sowie schriftliche Ausarbeitungen, die der Erzherzog während seiner Studienjahre verfaßt hatte, dem StA.; ferner übereignete der Genannte am 30. Juli d. J. dem Archiv schriftliche Arbeiten des Kronprinzen, die er in seiner freien Zeit angefertigt und seinem Erzieher gewidmet hatte, sowie Schriften, die Latour während seiner Dienstleistung als Erzieher Rudolfs zugegangen waren. Endlich übergab Latour dem Archive noch am 21. Juni 1889 drei Pakete mit Aufzeichnungen, die den Kronprinzen betrafen. Im gleichen Jahre erhielt das Archiv vom ersten Obersthofmeister des Kaisers vier Bände mit tagebuchartigen Aufzeichnungen der F1 ü g e 1 a d j u t a n- t e n des Kronprinzen, welche vom 24. Juli 1877 bis 30. Sept. 1878 und vom 1. Aug. 1884 bis 30. Jan. 1889 reichen. Diese Tagebücher sollen aus dem Nachlaß des Obersthofmeisters Grafen Bombelles in Privatbesitz gekommen und vom Obersthofmeisteramt durch Kauf erworben worden sein. Am 15. Juli 1889 hinterlegte der geheime Rat Josef Graf H o y o s im StA. Aufzeichnungen über den Tod des Kronprinzen. Am 12. Jan. 1899 ließ Kaiser Franz Joseph dem Ministerium des Äußern Briefe des Kronprinzen an die Journalisten Berthold Frischauer und Moriz S z ep s übergeben, welche dem StA. überantwortet wurden. 1910 wurden vier Briefe des Kronprinzen an Szeps nachgeliefert. 1910 übergab Szeps’ Sohn Julius noch einige im Nachlaß seines Schwagers des Hofrates Professor Emil Zuckerkandl gefundene Briefe des Kronprinzen und Aufzeichnungen seines Vaters über Unterredungen mit diesem dem Ministerium des Äußern; auch diese gelangten 1923 in das StA. Kronprinz Rudolf hatte testamentarisch angeordnet, daß der Sektionschef im Ministerium des Äußern Ladislaus von Szögyényi in Gegenwart der Gemahlin des Kronprinzen seine Schreibtische in Wien und Laxenburg zu öffnen habe und daß die darin befindlichen Schriften nach Ermessen Szögyényis zu vertilgen, bzw. aufzuheben seien.1 Szögyényi übergab in Durchführung dieser Bestimmung die von ihm zur Aufbewahrung bestimmten Schriften am 16. Nov. 1910 in das Eigentum des Ministeriums des Äußern; hier wurden sie zunächst im politischen Archiv verwahrt, am 21. Sept. 1914 aber an das StA. abgeliefert.1 2 Bei einer im Oktober 1921 vorgenommenen amtlichen Eröffnung des Nachlasses wurde festgestellt, daß zwei Briefe Kaiser Friedrichs und ein Brief der Kaiserinwitwe Viktoria am 26. Jan. 1890 Franz Joseph übergeben worden waren,3 daß ein Bündel fehlte und daß sich auch Briefe und Akten aus dem Nachlaß des Grafen Karl B o m b e 11 e s darunter befanden. Sie dürften nach der Ansicht Mitis’ in der Sterbewohnung Bombelles, der am 29. Juli 1889 verschieden ist, beschlagnahmt worden sein. Am 12. Jan. 1923 wurde ferner ein Paket mit Abschriften von Archivalien, die den Kronprinzen betreffen, von einem 1 Testament vom 2. März 1887, Obersthofmarschallamt III 108. s Politisches Archiv, Geheim XXVII/3—475. 3 Demgemäß ist die Angabe Hans Wilczeks, daß nach des Kronprinzens Tod Viktoria „ihre“ Briefe, welche vielfach Äußerungen über Bismarck enthalten haben sollen, zurück- gestellt worden sind, zu berichtigen. Elisabeth Kinsky-Wilczek, Hans Wilczek erzählt seinen Enkeln, Erinnerungen aus seinem Leben S. 62 f. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 5. 4