Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
Nachlaß Ei-zherzog Karl — Nachlaß Kempen. 197 Nachlaß einer eingehenden Bearbeitung unterzogen, auf Grund welcher er zu einer Neuordnung schritt, die bis heute beibehalten ist. Schwab stellte hiebei fest, daß der Nachlaß zum Großteil aus Akten der Kompilationshofkommission, der Keeß als Referent angehörte, und aus Akten der Hofkommission in Gesetzessachen, der Keeß 1792 beigezogen wurde, besteht. Der Rest stellt Akten dar, die Keeß’ ganzes Berufsleben umfassen. Auch die Doktorthesen Keeß’ sind hier erhalten. Schwabs Aufzeichnung über seine Ordnungsarbeit enthält auch Aufklärungen über die dreifache Numerierung der Akten; eine Abschrift des von ihm verfaßten Verzeichnisses ist als AB. 313 g aufgestellt. Verzeichnis. Akten der Kompilationshofkommission 1770—1790, Fasz. 1—5; Akten der Hofkommission in Gesetzessachen 1792—1796, Fasz. 6; Varia 1728 bis 1788, Fasz. 7, 8. Nachlaß Kempen. Feldzeugmeister Johann Freiherr Kempen von Fichtenstamm, geb. Pardubitz 26. Juni 1793, gest. 29. Nov. 1863. Dezember 1848 zum Kommandanten des Preßburger Militärbezirkes bestellt, seit November 1849 Generalinspektor der Gendarmerie, vom 8. Juni 1851 bis 1. Sept. 1853 auch Militärgouverneur von Wien, 25. April 1852 bis 31. Aug. 1859 Chef der obersten Polizeibehörde.1 Im November 1901 stellte eine Enkelin Kempens, Franziska Gastgeb von Fichtenzweig, eine von ihrem Vater Moritz angefertigte Abschrift des Tagebuches ihres Großvaters, welches von 1830—1863 reicht, sowie aus dessen Nachlaß stammende Akten dem k. k. Ministerium des Innern zur Verfügung, welches sie der Kabinettskanzlei übergab. Während jene Tagebuchabschrift gesondert verwahrt wurde, wurden die Akten in die „Secreta“ eingeteilt.1 2 3 * * Mit ihnen gelangten sie 1911 in das StA. Die Abschrift des Tagebuches wurde August 1923 in einem versperrten Kasten eines ehemals von der Kabinettskanzlei benützten Raumes der Hofburg aufgefunden und vom StA. übernommen.8 Im Jahre 1932 schenkte Therese Freiin von Majneri verschiedene Briefschaften und Akten Kempens und seiner zweiten Gemahlin Sophie geb. von Pacher, welche nach dem Tode ihrer Schwägerin Melanie Freiin von Majneri-Kempen, der 1932 gestorbenen Tochter des Polizeiministers, im Erbweg auf sie gekommen waren, dank der Vermittlung Mayrs dem StA. Besonderer historischer Wert kommt diesem Teil des Nachlasses nicht zu, er besitzt aber für die Beurteilung der Lebensverhältnisse der militärischen Kreise dieser Zeit ansehnliche Bedeutung. Die Briefe der Gemahlinnen Kempens und jene von Pachers an seine Tochter gewähren bemerkenswerte Einblicke in die Geisteswelt wohlhabender Wiener Handlungshäuser. 1 Zur Biographie jetzt am besten J. K. Mayr, Das Tagebuch des Polizeiministers Kempen von 1848—1859 (1931) und Neue österreichische Biographie 8, S. 79—89. 2 Ygl. S. 178 Anm. 4. 3 Der wertvollste Teil des Tagebuches (Jan. 1848 bis Aug. 1859) ist herausgegeben von Mayr a. a. 0. und die Fortsetzung von Sept. bis Dez. 1859 im 4. Heft der „Historischen Blätter“ S. 77—108.