Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
174 Kabinettsarchiv. Bittschriften umfassendes Protokoll geführt,1 welches wie alle seine Nachfolger die oben gekennzeichneten Aufschlüsse gibt. Die signierten Bittschriften sind durch Einsetzung eines Kreuzes in eine eigens hiefür bestimmte Rubrik hervorgehoben. Auf Reisen, die der Kaiser 1804 und 1805 unternahm, wurden eigene Reisebittschriftenprotokolle geführt.2 Die 1807 erfolgte Änderung der Führung der Geschäftsbücher erstreckte sich auch auf die Bittschriftenprotokolle.3 Den Bittschriften wurden nun auch Denkschriften Privater gesellt. Wie bei den Hauptprotokollen wurde auch hier ein Generalbittschriftenprotokoll4 geführt, welches der Übersicht über die Partikularprotokolle dienen sollte. Diese setzten sich zusammen aus gesonderten Protokollen für Bitt- und Beschwerdeschriften,5 für Denunziationen,6 für Projekte6 und für Unterstützungsgesuche, die während des üblichen Badner Sommeraufenthaltes des Kaisers aus dem Gebiet der Badner Pfarre einliefen.7 1809 trat wieder eine Vereinfachung ein; es wurden nach Ausscheidung der Denunziationen und Projekte, welche nun als Kurrent-, bzw. Separatakten behandelt wurden, fortan drei verschiedene Protokolle für die Bittschriften geführt, das meritorische Bittschriftenprotokoll, in welches alle jene Bittschriften eingetragen wurden, in welchen nicht lediglich um finanzielle Unterstützung gebeten wurde, ein Unterstützungsbittschriftenprotokoll, in welchem nur Gesuche um Geldunterstützungen vermerkt wurden, und ein vorwiegend dem Zwecke der Kassagebarung dienendes Verzeichnis der beteilten Parteien. Während in die beiden erstgenannten die Einläufe in der Reihenfolge ihres Eintreffens tagweise eingetragen wurden, ist das letzterwähnte alphabetisch gegliedert. Vom Jahre 1822—19188 9 trägt dieses Protokoll die Bezeichnung Kassabuch.1 Von der Führung eines eigenen Protokolls für die nur Geldunterstützungen werbenden Gesuche wurde 1824 abgegangen; auch diese wurden fortab in das meritorische Bittschriftenprotokoll eingetragen, welches aber erst von 1834 an folgerichtig als Bittschriftenprotokoll bezeichnet wurde. Dieses Protokoll wurde unverändert bis 1918 geführt. In den Jahren 1810—1830, 1832 bis 1838 und 1844 wurden überdies eigene Reisebittschriftenprotokolle angelegt. Aus den Jahren 1852—1857 sind Verzeichnisse über die auf Reisen überreichten Gesuche vorhanden.10 * Ferner hat sich aus dem Jahre 1823 ein Band mit ganz kurzen Auszügen aus jenen Vorträgen erhalten, welche die verschiedenen Stellen über die ihnen zugegangenen signierten Bittschriften erstatteten.11 Ob dies ein Zufall der Überlieferung 1 Bd. lh—9. 1 Bd. 17. 3 Siehe S. 165. 4 1807: Bd. 12, 1808: Bd. 19. 5 1807: Bd. 10, 11, 1808: Bd. 17, 18, 1809: Bd. 24. 6 1807: in Bd. 14, 1808: in Bd. 21; hier auch Gesuche früherer Jahre indiziert. 7 1807: in Bd. 14, 1808: in Bd. 21. 8 Von 1813—1817 klafft eine Lücke, der Jahrgang’ 1821 fehlt gleichfalls. 9 Von den Jahren 1871—1880 und 1914—1918 ist dieses in zwei Exemplaren vorhanden. Eines diente zum Gebrauch jenes Kabinettskanzleibeamten, der die Kasse führte, das andere stand den Beamten, welche die Gesuche bearbeiteten, zur Verfügung. 10 Eingeteilt in Varia der Kabinettskanzlei Fasz. 34 und 42. Siehe die Ausführungen Uber sie in diesem Band. 11 Bd. 110.