Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)

Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl

170 Kabinettsarchiv. Seit 1805 wurden besonders geheime Gegenstände geson­dert behandelt. Anfänglich wurden für diese nach sachlichen Gesichts­punkten getrennte Protokolle geführt. Aus dem Jahre 1805 haben sich deren vier erhalten: je eines für die Angelegenheiten der kaiserlichen Familie und des Hofes, für Militärsachen, für Finanz- und Militärangelegen­heiten, für den Verkehr mit dem Minister des Äußern Johann Philipp Graf Stadion.1 Aus dem Jahre 1806 ist nichts überliefert. Mit 1. Aug. 1807 setzt das nächst erhaltene Protokoll ein, von da ab wurde bis 1819 nur ein alle besonders geheimen Gegenstände beinhaltendes Protokoll ge­führt. Ab und zu liegen diesen Protokollen eigene Secret-Billeten- Protokolle bei, so 1807 vermischt mit Secretakten und Konzepten von Billeten, 1808—1811, 1813 und 1815. In den Jahren 1818—1820 sind die Billete am Schluß des Secret-Protokolles protokolliert. Aus dem Jahre 1818 ist überdies ein nur während des Kaisers Aufenthalts in Baden ge­führtes Protokoll erhalten. Im Jahre 1819 wurde noch ein zweites Proto­koll aufgelegt, das die Agenden des Chiffernkabinettes beinhaltet. Vom Jahre 1822 an überwiegen diese so sehr, daß nur mehr ein solches Secret- protokoll geführt wurde, das zwar die Bezeichnung „Interzepten- P r o t o k o 11“ trägt, aber vereinzelt auch andere geheime Gegenstände enthält. 1841 beginnen diese wieder zu überwiegen, was auch durch die Änderung der Bezeichnung in „geheimes Protokoll“ zum Ausdruck kommt. Im Mai 1848 ist man von der Führung dieses Protokolls, die dem Kabinettsdirektor oder von ihm eigens betrauten, besonders verläßlichen Kabinettsbeamten oblag,1 2 wieder abgekommen. Nur aus dem Jahre 1807 ist ein Index hiezu erhalten; von der Führung von Indizes scheint man dann wieder abgesehen zu haben.2 Bei diesen Protokollen erliegen auch die Secretprotokolle der von Erzherzog Rainer in Stellvertretung des Kaisers 1815, 1816 und 1817 behandelten Geschäftsstücke. Aus den Jahren 1815 und 1816 sind auch die zugehörigen Billetenprotokolle und Indizes vorhanden. Diese Geschäftsbücher sind in der Kanzlei des Erz­herzogs entstanden.3 Aus den Jahren 1820 und 1821 sind auch Evidenz­bücher über die von Erzherzog Ludwig als Stellvertreter des Kaisers bearbeiteten Akten enthalten.4 Eine Indizierung der Geschäftsstücke ist zum ersten Male 1792 versucht worden.5 Damals wurde je ein Index zu den drei verschiedenen Protokollen, dem Kabinetts-, dem staatsrätlichen und dem hofkriegsrät- lichen Protokoll, angelegt.6 Mangel an Arbeitskräften scheint die Ursache gewesen zu sein, daß man hievon im März dieses Jahres wieder Abstand nahm. Ein neuer Ansatz scheint erst 1794 gemacht worden zu sein; aus diesem Jahr ist nur der Index zum Kabinettsprotokoll, der gegen Ende Januar wieder abbricht,7 und der Index zum hofkriegsrätlichen Protokoll 1 All diese in Fasz. 565 b. 2 Vgl. Instruktion vom 14. Jan. 1822 OAKA. 1285/1822. Diese Protokolle befinden sich in Fasz. 565b—d, f—i der Kabinettsprotokolle. 3 In Fasz. 565e. 4 ln Fasz. 565g. 5 Bericht Neubergs 21. Febr. 1792 im Index zum Kabinettsprotokoll. 6 Bd. 566—568. 7 Bd. 569.

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