Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Sonstige Sammlungen von Archivalien verschiedener Herkunft von Lothar Gross
ein gebürtiger Niederländer und 1754 bereits über 70 Jahre alt. Während Bartenstein die Ansicht vertrat, daß es sich bei den fraglichen Schriften um den Registraturen entnommene, dem Dumont anvertraute Akten handle, die schon längst hätten zurückgestellt werden sollen, erklärte Le Clerc, daß ihm deren Sammlung und die Abschrift gegen 10.000 fl. gekostet hätte, und erbat sich daher von der Kaiserin eine Pension, die ihm auch in einer Höhe von 400 fl. jährlich gewährt wurde. Das von Bartenstein in seinem Vortrag erwähnte Verzeichnis der Schriften liegt zwar diesem nicht bei, ist aber wohl identisch mit einem heute dem AB. 2/2 beiliegenden Verzeichnis, das nach den Bleistiftvermerken schon zur Zeit Rosenthals im Archiv gewesen sein muß und in Weinkopfs 1784—1806 verfaßtem Repertorium (AB. 2/1) als Projekt zur Geschichte Karls VI. (Sign. HH9) repertorisiert ist. Dieses zum größten Teil französisch abgefaßte Verzeichnis führt den Titel „Specification des actes et memoires contenues dans 43 grands porte- feuilles pour l’histoire de l’empereur Charles VI“ und enthält an erster Stelle den gesamten Bestand der heutigen Collection diplomatique mit denselben Titeln, wie sie das Repertorium Knechtls anführt, und anschließend eine Aufzählung der in der Sammlung Dumont vereinigten Collectaneen und Manuskripte. Daß die von Bartenstein erwähnten Schriften des Le Clerc, mit denen dieses Verzeichnisses identisch sind, scheint nun, obzwar Le Clerc nirgends genannt wird, folgende Stelle zu beweisen, die auch wegen des Einblicks, den sie in die Entstehung dieser einzigartigen Sammlung gewährt, wörtlich hier wiedergegeben sei: „On s’est principalement appliqué ä la recherche des actes, memoires et affaires, qui ont été traitées dans les provinces étrangéres avec la concurrence des ministres imperiaux, puisque l’acquisition de ces piéces est la plus difficile et en mérne terns la plus precieuse et que d’ailleurs célúi, qui aura la commission d’écrire l’histoire impériale aura aussi la permission de tirer de toutes les chancelleries de Vienne les actes ou extraits qui lui conviendront. Lo collection prescrite est un ouvrage de 39 ä 40 ans, pour la quelle les peines et les frais n’ont point été epargnés, comme on a ecri ä ce sujet mille et mille lettres, que Ton a constitué et fait venir de diverses provinces étrangéres les piéces et manuscrits ci devant specifiés, entre les quels il s’en est aussi trouvé quelques au tres qui ne font rien ä l’histoire imperiale, mais qu’on joint ici pour en avoir également fait les frais.“ Aus diesen Bemerkungen wird man in Verbindung mit dem, was Bartenstein über Le Clercs Beziehung zu Sinzendorf und Dumont sagt, wohl schließen dürfen, daß es sich hier um eine ganz großzügige Materialsammlung des kaiserlichen Historiographen Dumont handelt, dem hiebei der offizielle Apparat zur Verfügung stand und der besonders von Sinzendorf unterstützt wurde. Über Dumonts Sammeltätigkeit sei auch auf die Bemerkungen in seinem Vorwort zum Corps universel (S. CVII) verwiesen. Die Verbindung Dumonts mit der Sammlung erhellt übrigens noch mit großer Deutlichkeit aus der sehr interessanten Inhaltsbezeichnung der heute leider verlorenen Liasse 37 der Collection, die folgenden Wortlaut hat: „Contient des piéces retranchées du Corps universel diplomatique parcequ’elles ne convenoient point aux interéts de la maison d’Autriche et de l’empire, dönt la connoissance est Große Korrespondenz — Collection diplomatique. 595 38*