Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Sonstige Sammlungen von Archivalien verschiedener Herkunft von Lothar Gross

Große Korrespondenz. 591 den die großen Korrespondenzserien selbständig fort (z. B. Prinz Eugen, Seckendorf, Königsegg usw.). Etwas festeren Boden gewinnen wir um die Mitte der Sechzigerjahre. Wir haben gesehen, daß der Name „Große Kor­respondenz“ seit 1862 gebraucht wird, aus dem Jahre 1866 kennen wir auch bereits ihren Umfang, sie bestand damals aus 181 Faszikeln und 73 Bän­den. Ein großer Teil der alten Korrespondenzabteilung und wohl auch der Einzelserien war damals bereits in ihr aufgegangen. Neben der „Großen Korrespondenz“ bestand damals aber noch eine Abteilung „Ministerielle Kor­respondenz“ (nicht zu verwechseln mit der heutigen Abteilung Ministerial- korrespondenz, o. S. 353), als deren Bestandteile die Korresp. von Kaunitz, Cobenzl u. a. erwähnt werden. Diese ministerielle Korrespondenz ist heute zum allergrößten Teil auch in der Großen Korrespondenz zu suchen, wir wissen aber nicht, wann diese Vereinigung erfolgt ist. Auch in der Unter­bringung der Abteilung muß um die Mitte des Jahrhunderts eine Änderung erfolgt sein, zumindest Teile müssen in die Filiale gekommen sein. Seit der Vereinigung der beiden Filialen war die Große Korrespondenz jedenfalls dort untergebracht und verblieb dort, bis sämtliche Archivbestände im neuen Archivgebäude vereinigt wurden. Auch das letzte Drittel des 19. Jahr­hunderts brachte noch sehr bedeutende Zuwächse. 1866 kamen aus dem Archiv des k. k. Staatsrates verschiedene Korrespondenzen von Staats­männern des 18. Jahrhunderts in die Abteilung. Wichtiger und umfang­reicher war die Erwerbung der Khevenhüllerschen Korrespondenzen (Fasz. 26—28). Sie gehörten der Sammlung P e 11 e r an, die in Leipzig zur Versteigerung gelangen sollte. Eine im Auftrag des Staatsarchivs vorge- nommenei Prüfung der Archivalien durch den bekannten Historiker Prof. A. Gindely ließ den Verdacht, daß es sich bei vielen Stücken dieser Samm­lung um aus verschiedenen Archiven entwendete Archivalien handeln könnte, nicht unbegründet erscheinen, die verdächtigen Stücke wurden beschlagnahmt und dem Archiv übersandt. Später wurde allerdings, als sich ergab, daß eine unrechtmäßige Aneignung dieser Schriftstücke nicht nachzuweisen war, ein Kaufpreis von 450 fl. an ihren Eigentümer Theodor Petter gezahlt. Die bei diesem Anlaß erworbene Khevenhüller-Korrespon- denz stammt zum großen Teil aus dem Archiv der kaiserlichen Gesandt­schaft in Madrid, aus der Zeit, da Hans Frh. v. Khevenhüller und Franz Christoph Graf Khevenhüller dort Botschafter waren. Die gesamten Kor­respondenzen sind jedenfalls im Khevenhüllerschen Familien­archiv gewesen, von wo sie Petter erhalten haben muß. Nicht minder wertvoll war der Zuwachs aus dem Kriegsarchiv im Jahre 1874, der aus 19 Faszikeln mit diplomatischen Korrespondenzen des Prinzen Eugen aus den Jahren 1711—1735 bestand. Von geringerer Bedeutung war das Material, das der Abteilung beim Archivalienaustausch mit Preußen zu­fiel. Manches davon wurde übrigens in die Korrespondenz Dietrichstein eingeteilt und ist somit seither dem Archiv wieder verlorengegangen. Um so wertvoller waren die Korrespondenzen aus dem Archiv der Familie Porcia, damals in Spittal a. d. Drau, jetzt im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt, die der Großen Korrespondenz 1880 zukamen. Es ist vornehm­lich der Briefwechsel des Fürsten Johann Ferd. Porcia, Obersthofmeisters

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