Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

342 Reichsarchive. Er bildete diese zur Zeit des genannten Repertoriums 241 Faszikel umfas­sende Abteilung größtenteils aus jenen Beständen der Reichshofkanzlei, die im Pariser Rücklieferungsverzeichnis (oben S. 281 f.) unter E. Partie politique mit dem farblosen Obertitel „Privata“ auf geführt erscheinen. Was die äußeren Schicksale der Abteilung anbetrifft, so gelangte sie zunächst am Minoritenplatz zur Aufstellung und kam von dort in die Löwelstraße. 1841 wurde sie von dort (vgl. S. 282) in das Hauptarchiv gebracht, um 1850 wieder in die Filiale B in der Himmelpfortgasse zurückzuwandern. 1860 befand sie sich hingegen in der Filiale A (AB. 102), deren weitere Wanderungen sie teilte. Zunächst scheint nur wenig zu der Abteilung zu­gewachsen zu sein und auch sonst scheinen kaum nennenswerte Verände­rungen mit ihr vorgenommen worden zu sein. Das 1840 von Reinhart ver­faßte Übersichtsverzeichnis kennt noch eine Anzahl von kleinen Sonder­beständen, die heute in die Kleineren Reichsstände eingeteilt sind, so z. B. je einen Faszikel Bamberg und Jülich, Cleve und Berg und zwei Faszikel Holstein-Oldenburg. Bereits bei der Neubildung der Abteilung durch Knechtl waren, wie sein Repertorium zeigt, Bestände aufgenommen worden, die zwar zumindest zum Teil auch im Reichsarchiv gelegen waren, aber ihrer Provenienz nach nicht aus dem Geschäftsgang der Reichshofkanzlei hervorgegangen waren. Es waren dies die verschiedenen Administra­tionsakten der Herzogtümer Jülich, Cleve und Berg, die im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts zweimal durch kaiserliche Kommissäre verwaltet wurden. So wirkte 1609 Erzherzog Leopold als Administrator. Die Akten aus seiner Kanzlei bilden heute den Inhalt der Fasz. 228—237. Die Fasz. 220—227, die ebenfalls die Angelegenheiten dieser Herzog­tümer betreffen, stammen aus der Kanzlei des Markgrafen Karl von Burg au, der damals Ansprüche auf diese Länder erhob. Wann diese Be­stände nach Wien gekommen sind, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch dürften sie bereits der Reichshofkanzlei angehört haben. Sie erschei­nen bereits im Pariser Rücklieferungsverzeichnis, waren von Knechtl ur­sprünglich in die Kriegsakten eingeteilt worden und sind erst später hie- her übertragen worden. Das Archiv der 1757 unter dem Vorsitze des Grafen Johann Anton Pergen eingesetzten k. k. Generaladministrationskommission, das in den Fasz. 241—306 enthalten ist, erscheint teilweise bereits in dem Pariser Rücklieferungsverzeichnis (oben S. 281 f.). Hier werden in der Serie C unter den Kriegsakten 69 Faszikel und 4 Bände Clevischer und Geldrischer Administrationsakten genannt. Da das Verzeichnis in diesem Teil Akten aus dem Reichsarchiv und der Registratur der Staatskanzlei enthält, ohne sie auseinanderzuhalten, muß es dahingestellt bleiben, ob das Archiv dieser Administrationskommission nicht ursprünglich in der Staatskanzlei lag. Die Tatsache, daß 1851 weitere sehr namhafte Teile des Archivs dieser Kommission aus der Staatskanzlei ins Archiv kamen (AB. 168), macht diese Annahme sehr wahrscheinlich. Erst gegen das Jahr 1850 scheinen gewisse Aktenpartien den Kleineren Reichsständen zugeteilt worden zu sein. Als 1846 die Auflösung und Neuordnung der zum ältesten Aktenbestand des StA. gehörigen österreichischen Akten und Korrespon­denzen, die 1821 im Repertorium J (AB. 417/1) von Knechtl verzeichnet

Next

/
Thumbnails
Contents